Ukraine sagt Teilnahme am ESC-Liedwettbewerb wegen politischen Ärgers ab
Das Wichtigste in Kürze
- Siegerin des Vorentscheids beklagte politische Instrumentalisierung.
Als Grund für die Absage führte die ukrainische Radio- und Fernsehanstalt am Mittwoch die «exzessive Politisierung des nationalen Vorentscheids» über die Teilnahme an. Sie beklagte insbesondere, dass viele ukrainische Unterhaltungskünstler «Verbindungen mit dem Aggressorland» - also mit Russland - unterhielten.
Zuvor war es zu einem heftigen öffentlichen Streit zwischen der Siegerin der Vorauswahl - der Sängerin Maruv - und der Rundfunkanstalt gekommen. Die Sängerin hatte der staatlichen Anstalt politische Instrumentalisierung vorgeworfen und darauf hingewiesen, dass sie «kein Werkzeug im politischen Spiel» sein wolle.
Hintergrund waren politische Vorgaben des Senders an die ukrainische ESC-Teilnehmerin, welche Maruv nicht akzeptieren wollte. Nach ihren Angaben untersagte ihr der Vertrag auch Auftritte in Russland, obwohl sie für April mehrere Konzerte in Moskau geplant hatte.
Die Rundfunkanstalt teilte daraufhin am Montag mit, Maruv nicht nach Jerusalem zu schicken, obwohl diese am Samstag bei einem Zuschauerentscheid gewonnen hatte. Die Anstalt warf Maruv vor, sich zu weigern, als «Kulturbotschafterin der Ukraine» und «Sprachrohr der öffentlichen Meinung der Ukraine» aufzutreten. Am Mittwoch folgte nun die komplette Absage der Teilnahme.
Die Rundfunkgesellschaft veröffentlichte am Mittwoch zudem einige Inhalte des Vertrages, den Vertreter des Landes beim ESC unterschreiben müssen. Darin heisst es etwa, den Künstlern seien Aussagen verboten, «welche die territoriale Integrität und Sicherheit der Ukraine infrage stellen könnten». Zudem dürfen Musiker drei Monate nach dem ESC-Finale nicht in Russland auftreten.
Seit Maruvs Ausscheiden haben auch andere Teilnehmer des Vorentscheids abgelehnt, die Ukraine beim ESC zu vertreten - darunter das zweitplatzierte Trio Freedom Jazz und die Band Kazka, die Rang drei belegt hatte.
Vor zwei Jahren hatte die Ukraine schon einmal als Gastgeberland des ESC für einen Eklat gesorgt, als sie der russischen Kandidatin Julia Samoilowa die Einreise verweigerte, weil diese 2015 ein Konzert auf der von Russland annektierten Krim-Halbinsel gegeben hatte. Daraufhin verzichtete Russland auf seine Teilnahme.