Umbruch? Deutscher Museumschef in Wien pocht auf Demokratie
Der deutsche Chef eines österreichischen Museums hofft, dass kulturpolitische Grundprinzipien trotz möglicher Rechtswende erhalten bleiben.
Der deutsche Chef eines der wichtigsten österreichischen Museen hofft angesichts einer möglichen Rechtswende, dass kulturpolitische Grundprinzipien nicht angetastet werden.
Ralph Gleis, der seit Jahresbeginn das staatliche Museum Albertina in Wien leitet, betonte, dass bisher alle Parteien die Kultur als wichtige und förderungswürdige «Grundkonstante» Österreichs verstanden hätten.
«Ich hoffe, dass diese Selbstverständlichkeit nicht angegriffen wird», sagte Gleis, der zuvor die Alte Nationalgalerie in Berlin geleitet hatte. Er wünsche sich, dass die Albertina weiterhin den Auftrag erfüllen könne, «hier demokratisch und in Pluralität Themen zu diskutieren, ein offenes Forum zu sein», fügte Gleis in einer Pressekonferenz hinzu, in der er seine Pläne für die Albertina vorstellte.
Auf die aktuellen Regierungsverhandlungen zwischen der rechten FPÖ und der konservativen ÖVP und die möglichen Auswirkungen einer solchen Koalition wollte der 51-jährige Kunsthistoriker nicht näher eingehen.
FPÖ gegen «woke» Kultur
Die FPÖ hatte in ihrem Wahlprogramm einerseits die Bewahrung des österreichischen Kulturerbes gefordert. Andererseits wetterte die Partei darin gegen Kulturförderungen für links-progressive «woke Events», sowie gegen Künstler, «die wenig mehr aufzuweisen haben als »die richtige Gesinnung«».
Die Albertina, die im Vorjahr von 1,3 Millionen Menschen besucht wurde, besitzt unter anderem eine bedeutende Sammlung von Werken des Renaissance-Künstlers Albrecht Dürer. Ab März stellt das Museum Meisterzeichnungen von Dürer und Zeitgenossen wie Leonardo da Vinci aus.
«Kunstausstellungen sollen Spass machen»
Gleis setzt aber auch gesellschaftspolitische Signale. 2025 präsentiert die Albertina sechs Künstlerinnen in Einzelausstellungen, darunter die zeitgenössische englische Malerin Jenny Saville und die aus Wien stammende Fotografin Lisette Model (1901-83). «Wir werden sicherlich deutlich weiblicher», sagte Gleis der Deutschen Presse-Agentur.
Gleis will die Albertina nicht als staatstragendes Museum, sondern als sozialen Ort verstanden wissen und Angebote für Menschen schaffen, die sonst nur selten Ausstellungen besuchen. Dazu gehört etwa eine geplante Schau des britischen Stars Damien Hirst, bei dem das Publikum eine von Hirst geschaffene Zeichen-Maschine ausprobieren kann. «Kunstausstellungen sollen Spass machen», sagte Gleis.