UN fordern neuen Umgang mit Mittelmeer-Fluchtroute
UN-Organisationen verlangen ein entschlossenes Handeln der EU nach dem tödlichen Bootsunglück im Mittelmeer. Das aktuelle Konzept funktioniere nicht.
Das Wichtigste in Kürze
- UN-Organisationen fordern die EU zum Handeln nach dem jüngsten Bootsunglück auf.
- Das IOM meint, das derzeitige Konzept für das Mittelmeer funktioniere nicht.
- Linke Parteien in Griechenland machen die Regierung für das Unglück mitverantwortlich.
Nach dem verheerenden Bootsunglück mit vermutlich bis zu 500 ertrunkenen Migranten haben UN-Organisationen die EU zum Handeln aufgefordert. Solche Tragödien dürften sich nicht wiederholen. Die stellvertretende UN-Hochkommissarin für Flüchtlinge teilte am Freitag mit: «Die EU muss Sicherheit und Solidarität in den Mittelpunkt ihres Handelns im Mittelmeerraum stellen.»
Angesichts verstärkter Fluchtbewegungen im Mittelmeerraum seien kollektive Anstrengungen essenziell.
«Konzept funktioniert nicht»
Der Direktor der Abteilung für Notfälle der UN-Organisation für Migration (IOM), Federico Soda, teilte am Freitag mit: «Es ist klar, dass das derzeitige Konzept für das Mittelmeer nicht funktioniert.» Weiter sagte er: «Die Staaten müssen zusammenarbeiten und die Lücken bei der proaktiven Suche und Rettung, der schnellen Ausschiffung und den sicheren regulären Wegen schliessen.»
In Griechenland gingen am Donnerstag 8000 Menschen auf die Strasse, um gegen die EU-Migrationspolitik zu protestieren, wie das Staatsfernsehen zeigte. «Die EU bringt Menschen um», hiess es auf den Transparenten. Die EU-Staaten hatten sich erst vergangene Woche auf umfassende Reformen in der Asylpolitik verständigt.
In Griechenland werfen linke Parteien der konservativen griechischen Regierung der vergangenen vier Jahre vor, für das Unglück mitverantwortlich zu sein. Weil die Regierung die Kontrollen in der Ägäis massiv verschärft habe, nutzten die Migranten nun die viel weitere und gefährlichere Route um Griechenland herum direkt nach Italien. 2022 kamen laut UN in dieser Region 326 Menschen ums Leben.
Seenotrettung ist internationale Pflicht
Die UN-Organisation für Migration (IOM) und das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) erinnerten daran, dass die Rettung von Menschen in Seenot internationale Pflicht ist, unabhängig von den Umständen oder Absichten der Menschen an Bord. Sie begrüssten die in Griechenland eingeleitete Untersuchung, die beleuchten soll, wie es zu dem Unglück kommen konnte.
Ein völlig überfülltes Boot mit Migranten war am Mittwoch vor der griechischen Küste gesunken. Nach bisherigen Berichten lehnten die Leute an Bord ein Hilfsangebot durch die griechische Küstenwache ab, weil sie nach Italien wollten. Die UN-Organisationen schätzen nach Angaben von Überlebenden, dass zwischen 300 und 750 Menschen an Bord waren. Zunächst wurden nur 104 gerettet und 78 Leichen geborgen.
Unter den Überlebenden wurden in der Hafenstadt Kalamata neun Verdächtige festgenommen. Die Ägypter gelten als mutmassliche Schleuser und Organisatoren der Unglücksfahrt.