«Unverantwortlich»: Abnehmspritzen lassen Muskeln schwinden
Abnehmspritzen sind der neuste Schlankheits-Trend aus Hollywood. Doch Spritzen wie Ozempic und Wegovy bringen einige Gefahren mit sich.

Das Wichtigste in Kürze
- Abnehmspritzen aus Hollywood liegen längst auch unter Schweizer Normalos im Trend.
- Ein Diabetologe warnt nun aber vor den Risiken und Nebenwirkungen der Spritzen.
- Muskelschwund, anschliessender Jojo-Effekt und hohe Preise sind einige der Nachteile.
Sport und gesunde Ernährung war gestern, heute spritzt man sich schlank.
So scheint es auf jeden Fall, wenn man einen Blick nach Hollywood wirft. Dort sind Ozempic, Wegovy und Co. voll im Trend. In den letzten Jahren sind sie auch zunehmend unter Normalos beliebt geworden.
Sie versprechen eine rasche Gewichtsreduktion, doch jüngste Erkenntnisse zeigen einen alarmierenden Nebeneffekt: Der Verlust von Muskelmasse ist deutlich höher als bei herkömmlichen Diäten oder Ernährungsumstellungen.
Gefahren der Abnehmspritze
Herkömmliche Methoden können zu Muskelschwund von 10 bis 30 Prozent führen. Bei den Abnehmspritzen liegt der Verlust bei bis zu 39 Prozent.
Prof. Stephan Martin, ein renommierter Diabetologe und Endokrinologe aus Düsseldorf, äussert sich gegenüber «Bild» besorgt: «Es ist unverantwortlich, solche Mittel auf den Markt zu bringen, ohne sie in ein entsprechendes Programm eingebettet zu haben».
Aber der Muskelabbau ist nicht das einzige Problem dieser Abnehmmethode.
Wenn die Anwendung der Spritze gestoppt wird, besteht die Gefahr eines Jojo-Effekts: Die verlorene Muskelmasse wird durch Fett wieder aufgefüllt und der Körperzustand verschlechtert sich im Vergleich zum Zustand vor dem Abnehmprozess.
Gesunde Ernährung ist unabdingbar – auch mit Ozempic & Co.
Prof. Martin betont die Notwendigkeit einer Ernährungsumstellung nach Absetzen des Medikaments.
«Wer die Spritze absetzt, muss seine Ernährung dringend umstellen: viel Eiweiss, gern auch Fett, aber wenig bis keine Kohlenhydrate. Und das lebenslang!»
Zusätzlich ist mehr Bewegung erforderlich, um Proteine wieder in Muskelmasse umzuwandeln.
Martin sieht jedoch unsere Ernährungsweise als Hauptproblem an: «Low Fat ist nicht die Lösung, sondern das Problem». Kohlenhydrate kurbeln laut Martin die Insulinproduktion an. «Insulin senkt zwar den Blutzuckerspiegel, aber es stoppt auch die Fettverbrennung.»
Ozempic: Teures Hormon-Imitat
Die Abnehmspritzen enthalten Semaglutid. Das ist ein Wirkstoff, der wie das körpereigene Hormon GLP-1 wirkt.
GLP-1 wird nach der Nahrungsaufnahme im Darm freigesetzt und unterdrückt so das Hungergefühl. Semaglutid ahmt dieses Gefühl nach, verzögert die Entleerung des Magens, fördert die Ausschüttung des Hormons Insulin und zügelt den Appetit.
Die Abnehmspritzen können nicht nur schädlich sein, sondern sind auch teuer. Die Kosten für die Behandlung mit den Spritzen belaufen sich auf circa 190 Franken im Monat. Pro Jahr sind das fast 2300 Franken.
Seit März 2024 bezahlen Krankenkassen in der Schweiz das Medikament Wegovy. Ozempic wird schon länger von den Kassen übernommen, berichtet SRF. Zugelassen sind die Spritzen durch Swissmedic für Menschen mit starkem Übergewicht und für Diabetiker.
In der Schweiz wird Patientinnen und Patienten zwar empfohlen, zusätzlich zur Spritze die Ernährung umzustellen. Obligatorisch ist das allerdings nicht – zumindest nicht direkt.
Es gibt Vorgaben, wie viel eine Person in einem gewissen Zeitraum abnehmen muss, damit die Krankenkasse die Behandlung weiterhin bezahlt.