Normalgewichtige Schweizer wollen Abnehmspritze

Sina Barnert
Sina Barnert

Stadt St. Gallen,

Abnehmspritzen wie Wegovy und Ozempic sind im Trend. Auch bei normalgewichtigen Personen, die die Präparate gar nicht benötigen.

Ozempic
Abnehmspritzen wie Ozempic sind im Trend – auch bei normalgewichtigen Personen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Abnehmspritzen wie Ozempic und Co. sind im Trend – auch bei normalgewichtigen Personen.
  • Auch Schweizer Spitäler erhalten Anfragen von Menschen, die ein normales Gewicht haben.
  • Sie lehnen eine sogenannte Off-Label-Verschreibung aber strikt ab.

Seit Monaten ist sie im Trend – die Abnehmspritze. Denn sie liefert schnelle Ergebnisse. Und das auch für Menschen, die mit Diäten gescheitert sind und schon seit Jahren mit Gewichtsproblemen kämpfen.

Der Hype um die Spritze ist ungebrochen. Nicht nur bei Hollywoodstars, Musikerinnen und Milliardären. Auch bei Normalos.

Das birgt auch Gefahren. Denn Prominente machen vor, was eigentlich gar nicht gesund ist. Sie nutzen Abnehmspritzen – obwohl sie normalgewichtig sind.

Abnehmspritzen sind für Menschen mit Adipositas gedacht

Ein Problem, wie die diplomierte Ernährungsberaterin Alessia Murgotti gegenüber Nau.ch warnt.

Denn die Abnehmspritze ist nicht für normalgewichtige Personen gemacht.

Sie könne «gesundheitliche Vorteile für Menschen mit Übergewicht und Adipositas» bringen.

Und auch die Nebenwirkungen sind nicht ausser Acht zu lassen. Murgotti sagt dazu: «Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall und andere Verdauungsbeschwerden sind möglich.»

Zudem seien langfristige Effekte und Risiken noch nicht vollständig erforscht, so die Ernährungsberaterin. «Und durch die oftmals deutlich verminderte Nahrungsaufnahme steigt das Risiko einer Fehl- und Mangelernährung.»

Schweizer Spitäler mit Ozempic-Anfragen konfrontiert

Trotzdem wollen offenbar einige normalgewichtige Menschen von der Wirkung der Abnehmspritze profitieren. Auch in der Schweiz.

Das bestätigen mehrere Schweizer Spitäler gegenüber Nau.ch. Zwar seien es nicht viele Fälle, doch es gebe Anfragen von normalgewichtigen Patientinnen und Patienten, die die Abnehmspritze wollen.

Man verschreibe solche Medikamente nicht an Personen, die sie nicht benötigen, so das Luzerner Kantonsspital: «Lifestyle-Behandlungen machen wir nicht.»

Hast du schon mal eine Diät gemacht?

Stefan Bilz, Leiter der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie, Osteologie und Stoffwechselerkrankungen am Kantonsspital St. Gallen und Leitender Arzt am Ostschweizer Adipositaszentrum, erklärt: «Wird Wegovy oder Ozempic ausserhalb der von Swissmedic zugelassenen Indikation verschrieben, handelt es sich um einen Off-Label-Gebrauch.»

Also um einen anderen Gebrauch, als auf der Etikette deklariert.

Adipositas oder Diabetes Typ 2 als Voraussetzung

Für die Spitze braucht man laut Bilz: «Adipositas mit BMI über 30 oder über 27 mit Begleiterkrankungen, oder Typ 2 Diabetes.»

Ein Off-Label-Gebrauch von Ozempic und Co. sei auch in Anbetracht dessen abzulehnen, dass eine Knappheit an diesen Medikamenten bestehe, findet Klinikleiter Bilz.

«Die Therapien sollen Patienten mit Erkrankungen vorbehalten sein, für die in klinischen Studien ein entsprechender Nutzen der Therapien nachgewiesen wurde.»

Dem pflichtet das Berner Inselspital bei: «Wir setzen für die Therapie der Adipositas ganz bewusst auch nur die dafür zugelassenen Medikamente ein.» Dies, damit die Patientinnen und Patienten mit Diabetes auch die für sie wichtige Therapie erhalten können.

Off-Label-Verschreibungen vor allem bei Hausärztinnen und Hausärzten?

Alle Spitäler bestätigen gegenüber Nau.ch, dass sie trotz Anfragen keine Off-Label-Verschreibungen durchführen.

Würdest du zur Abnehmspritze greifen?

Das Unispital Basel betont aber: «In unserem Adipositaszentrum haben wir es primär mit Patienten zu tun, die uns wegen eines Leidens zugewiesen wurden.»

Man gehe davon aus, dass das Gros der Off-Label-Verschreibungen von Abnehmspritzen im hausärztlichen Sektor passiere.

Gerne hätte Nau.ch dazu die Meinung des Berufsverbands der Haus- und Kinderärzte Schweiz zu diesem Thema gehört. Jedoch war der Verband trotz mehrmaliger Anfrage nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

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Kommentare

User #5559 (nicht angemeldet)

Chocolat und spritze sollte sofort bezahlt werden vom Krankenkasse Zigaretten Bier und Alkohol auch

User #2561 (nicht angemeldet)

Ärzte kritisieren? Was für ein Hohn! Sie verschreibens ja!

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