Verband: Fischereibranche steckt weiter in der Krise

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Deutschland,

Anziehende Preise, Zunahme von Fischfressern und einbrechende Verkäufe etwa bei Krabben: Die Lage in der deutschen Fischereibranche ist momentan angespannt.

Frachtschiff Nordsee
Bei den Nordseekrabben ist der Verkauf in den vergangenen beiden Jahren um 40 Prozent eingebrochen. - Sina Schuldt/dpa

Die Preise bei Diesel und Treibstoff für Kutter und Schiffe hätten sich erneut um 20 Prozent erhöht, sagte der Präsident des Deutschen Fischerei-Verbandes, Gero Hocker, im Vorfeld des Deutschen Fischereitags in Erfurt. Zwar springe der Bund auch in diesem Jahr mit Hilfszahlungen in Höhe von zehn Millionen Euro ein. «Das ist allerdings nur ein Tropfen auf dem heissen Stein.»

Auch Ausrüstung, Material und Reparatur seien auf breiter Front teurer geworden, sagte Hocker. Zudem hätten die Binnenfischerei und die Aquakulturbetriebe, für die die Länder zuständig seien, ebenfalls unter den Kostensteigerungen zu leiden. Hinzu käme eine Kaufzurückhaltung vor allem bei hochpreisigen Erzeugnissen. So sei inzwischen der Alaska-Seelachs bei den Konsumenten beliebter als der konventionelle Lachs. Fakt sei aber, dass die Fischbestände in Nord- und Ostsee zugenommen hätten und das die Mehrzahl der Produkte aus der deutschen Fischerei das zusätzliche MSC-Nachhaltigkeitszertifikat besitze.

Verkauf von Nordseekrabben eingebrochen

Bei den Nordseekrabben sei der Verkauf in den vergangenen beiden Jahren um 40 Prozent eingebrochen, sagte Verbands-Vizepräsident Dirk Sander. «Die Situation der Küstenfischer ist im Moment sehr schwierig, es gibt etliche Insolvenzen.» Sander wandte sich zugleich gegen EU-Päne, wonach bis 2030 die Fischerei mit Grundschleppnetzen, also Netzen die den Meeresboden berühren, verboten sein soll. Das wäre das Aus für die Krabbenfischerei in der Nordsee, sagte Sander.

Kritisch äusserte sich der Verband ferner zum Schutzstatus und zur Ausbreitung von Fischfressern wie Kormoran, Otter und Kegelrobben. «Wir haben die teilweise absurde Situation, dass in der Ostsee inzwischen mehr Dorsche von Kormoranen gefressen als von Berufsfischern gefangen werden», sagte Hocker. Im Osten der Ostsee lebten inzwischen mehr als 35.000 Kegelrobben, die fünf bis zehn Kilogramm Fisch pro Tag fressen würden. Nötig sei nicht nur aus ökonomischen, sondern auch aus ökologischen Gründen ein Quotenmanagement bei Kormoran und Co, um die Fischbestände zu schützen. «Der Schutz der Artenvielfalt darf nicht an der Wasseroberfläche aufhören», verlangte Hocker.

Verband sieht NGOs kritisch

Hierbei spielten Nichtregierungsorganisationen (NGO) eine manchmal problematische Rolle, betonte Hocker. Diese hätten es allzu häufig zu ihrem Geschäftsmodell gemacht, Spezies in den Mittelpunkt zu rücken, die sich wahrscheinlich eher zum Spendensammeln eigneten als Tiere, die mit Schuppen und glasigen Augen unter Wasser lebten.

Der Deutsche Fischerei-Verband vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von bis zu einer Million organisierter Fischer und Angler aus allen Sparten der deutschen Fischerei. Der Umsatz der Fangwirtschaft in der Meeresfischerei betrug 2022 laut dem Verband 187 Millionen Euro. Die Erlöse der Binnenfischerei und Fischzucht werden auf rund 100 Millionen Euro geschätzt. Bundesweit sind in der Erzeugung von Fisch- und Meeresfrüchten rund 6000 Menschen beschäftigt – weitere 15.000 bis 20.000 Arbeitskräfte sind von der einheimischen Erzeugung abhängig.

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