Sechs Tote bei Amoklauf in Krankenhaus in Tschechien
Bei einem Amoklauf in einem Krankenhaus in Tschechien sind am Dienstag sechs Menschen getötet worden.
Das Wichtigste in Kürze
- Verdächtiger nimmt sich auf Flucht vor der Polizei das Leben.
Der mutmassliche Schütze habe in einem Warteraum der Universitätsklinik im osttschechischen Ostrava auf Patienten geschossen und offenbar «aus nächster Nähe» auf den Kopf und Hals seiner Opfer gezielt, sagte Ministerpräsident Andrej Babis. Der Verdächtige, der Berichten zufolge aus Wut auf das Gesundheitssystem zur Waffe griff, nahm sich auf der Flucht vor der Polizei das Leben.
Der Angreifer stürmte nach Polizeiangaben um kurz nach sieben Uhr morgens in das Krankenhaus in der Industriestadt Ostrava und tötete innerhalb weniger Sekunden vier Männer und zwei Frauen. Zwei weitere Menschen wurden schwer verletzt, einer von ihnen schwebte nach Angaben der Klinik in Lebensgefahr.
Der mutmassliche Schütze konnte nach dem Angriff zunächst fliehen. Nach Angaben einer Polizeisprecherin flüchtete er in einem silbernen Renault Laguna. Die Polizei rief die Bevölkerung zu «grösstmöglicher Vorsicht» auf. Der Verdächtige sei «bewaffnet und gefährlich». Auf einem Fahndungsfoto, das die Polizei im Onlinedienst Twitter veröffentlichte, war ein Mann mit dunklem Haar, einer rot-schwarzen Jacke und Turnschuhen zu sehen.
Nach einer stundenlangen Grossfahndung, an der hunderte Polizisten und zwei Hubschrauber beteiligt waren, spürte die Polizei den Verdächtigen in einem Dorf nordwestlich von Ostrava auf. Um einer Festnahme zu entgehen, habe sich der Mann in seinem Auto selbst erschossen, sagte der örtliche Polizeichef Tomas Kuzel.
Die Polizei hatte den 42-Jährigen nach eigenen Angaben durch Aufnahmen von Überwachungskameras aus der Klinik identifiziert. «Als einer der Hubschrauber über seinem Auto abgesunken ist, hat er sich selbst in den Kopf geschossen», sagte Kuzel. Wiederbelebungsmassnahmen blieben nach Angaben von Innenminister Jan Hamacek erfolglos.
Nach Angaben von Babis hatte die Mutter des Schützen der Polizei bei der Fahndung geholfen. «Er ist nach Hause gekommen und hat ihr gesagt, dass er Menschen erschossen hat und sich jetzt selbst erschiessen wird», sagte Babis am Nachmittag bei einem Besuch in Ostrava.
Das Motiv des Amokläufers war nach Polizeiangaben zunächst unklar. Laut dem Tschechischen Rundfunk war der Amokläufer ein Bauarbeiter aus dem nahegelegenen Bezirk Opava. Er habe sich für «schwer krank» gehalten und sei der Meinung gewesen, «dass ihn niemand behandeln wollte», sagte sein Chef Ales Zygula dem Radiosender. Zuletzt hätten seine Kollegen «eine leichte Veränderung seines Verhaltens» beobachtet.
Wie die Boulevardzeitung «DNES» berichtete, hatte der Mann vor den tödlichen Schüssen Kinder aus dem Warteraum des Krankenhauses gescheucht. Nach Polizeiangaben nutzte er eine halbautomatische Neun-Millimeter-Pistole, einen Waffenschein hatte er nach ersten Erkenntnissen der Polizei aber nicht. Nach Angaben von Polizeichef Kuzel stehen in seinem Vorstrafenregister drei Einträge wegen Gewalttaten und Diebstahls.
Ministerpräsident Babis sprach von einer «grossen Tragödie». Solche Gewalttaten sei Tschechien nicht «gewöhnt», sagte Babis, der einen geplanten Besuch in Lettland absagte. Auch Präsident Milos Zeman bekundete sein Beileid. «Ich bin von ganzem Herzen mit euch», schrieb Zeman bei Twitter. «Ich denke in diesem tragischen Stunden an euch.»
Schusswaffenangriffe sind in Tschechien selten. Im März hatte ein Patient in einem Krankenhaus in Prag auf zwei andere Patienten geschossen. Einer der Männer starb. Im Februar 2015 hatte ein Mann in der osttschechischen Kleinstadt Uhersky Brod acht Menschen erschossen und sich dann selbst getötet.
Ostrava liegt rund 300 Kilometer östlich von Prag, unweit der Grenze zu Polen. Die Stadt ist wichtig für die Stahlindustrie des Landes.