Negativzinsen: Schweizer Franken auf Höhenflug
Negativzinsen rücken wieder ins Zentrum der Debatte. Der Höhenflug des Schweizer Frankens zwingt die Nationalbank deshalb zum Handeln.

Der Schweizer Franken hat gegenüber dem US-Dollar ein Zehnjahreshoch erreicht. Investoren suchen angesichts internationaler Handelskonflikte verstärkt Sicherheit in der Schweiz.
Der Dollar fiel zeitweise auf unter 0,80 Franken. Ein Niveau, das zuletzt bei der Aufhebung des Euro-Mindestkurses 2015 erreicht wurde. Analysten warnen, die rasante Aufwertung könne deflationäre Tendenzen verstärken und die exportabhängige Wirtschaft belasten.
Bereits jetzt notieren zweijährige Staatsanleihen wieder im negativen Bereich, wie «Inside Paradeplatz» unter Berufung auf die «Financial Times» meldet.
Märkte preisen Negativzinsen ein
Die Märkte sehen eine rund 80-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass die SNB im Juni die Zinsen auf null senken wird. Weitere Schritte ins negative Terrain gelten als möglich.
Die SNB hat den Leitzins in mehreren Schritten zuletzt auf 0,25 Prozent gesenkt. Der Inflationsdruck bleibt gering, die Teuerung lag im Februar nur noch bei 0,3 Prozent, so «Neho».

Die SNB begründet die Zinssenkungen mit schwachem Preisdruck und erhöhten Abwärtsrisiken für die Inflation. Die Nationalbank zeigt sich weiterhin bereit, bei Bedarf erneut Negativzinsen einzuführen, wie «Raiffeisen Schweiz» berichtet.
Experten sehen Rückkehr der Negativzinsen als Option
SNB-Präsident Martin Schlegel schliesst eine Rückkehr zu Negativzinsen nicht aus. So erklärt er es im Interview mit «SRF».
Auch Petra Tschudin, Mitglied des SNB-Direktoriums, dass die Möglichkeit von Negativzinsen für die Steuerung der Währung entscheidend sei.
Ziel der Notenbank bleibt die Preisstabilität zwischen null und zwei Prozent. Die SNB setzt ihre Instrumente gezielt ein, um dieses Ziel zu erreichen, wie die «NZZ» berichtet.
Druck durch internationale Politik
Bern agiert diplomatisch vorsichtig. Präsidentin Karin Keller-Sutter und Wirtschaftsminister Guy Parmelin reisten nach Washington, um Sanktionen zu verhindern.
Die USA hatten die Schweiz bereits einmal als Währungsmanipulator eingestuft. Eine Wiederholung will man vermeiden, wie «Inside Paradeplatz» berichtet.

Die SNB könnte gezwungen sein, auf weitere Interventionen am Devisenmarkt zu verzichten. Stattdessen müsse sie die Zinsen senken, um den Franken zu schwächen.
Auswirkungen auf Banken und Wirtschaft
Die Schweizerische Bankiervereinigung erwartet, dass die SNB den Leitzins bis Mitte 2025 auf 0,25 Prozent senken wird.
Bis Ende Jahr könnte sich die Schweiz bereits wieder in einem Null- oder sogar Negativzinsumfeld befinden, schätzen die befragten Finanzmarktexperten.
Ein solches Umfeld würde das Zinsgeschäft der Banken weiter belasten und könnte zu Stellenabbau führen, wie «finews.ch» berichtet.
SNB bleibt flexibel
Die SNB betont, dass sie ihre Geldpolitik weiterhin flexibel anpassen wird. Sollte der Franken weiter aufwerten oder die Inflation in die Minuszone rutschen, gilt die Rückkehr zu Negativzinsen als wahrscheinlich.
Die Hauptpriorität bleibt die Preisstabilität. Zinssenkungen und gegebenenfalls Negativzinsen bleiben zentrale Instrumente der Nationalbank, um die Schweizer Wirtschaft und Währung zu stabilisieren.