Verkehrsstreik: Auch Badischer Bahnhof Basel ist wie ausgestorben
In Deutschland hat in der Nacht zum Montag der angekündigte Grossstreik im Verkehrssektor begonnen. An vielen Bahnhöfen herrscht Totenstille.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit Mitternacht sind in Deutschland 350'000 Beschäftigte zu einem Warnstreik aufgerufen.
- Die seit vielen Jahren umfangreichsten Streiks dürften weite Teile des Verkehrs lahmlegen.
- Betroffen sind neben Zügen, Bussen und Flugzeuge - die Strassen dürften voll werden.
Um Mitternacht hat ein umfassender Verkehrswarnstreik der Gewerkschaften Verdi und EVG begonnen. Die Ausstände dürften zu erheblichen Ausfällen und zu Staus im gesamten deutschen Verkehrssektor führen. Sie sollen 24 Stunden andauern.
Das führt zu ungewohnter Stille am Montagmorgen. Nau.ch-Leserbilder vom Badischen Bahnhof Basel zeigen die grosse Leere.
Auf der Schiene wird der Fernverkehr komplett und der Regionalverkehr grösstenteils eingestellt. Bestreikt werden zudem nahezu sämtliche deutsche Flughäfen. Wasserstrassen und Häfen wie der in Hamburg sowie die Autobahngesellschaft sind ebenfalls betroffen.
Volle Strassen sind auch deshalb zu erwarten, weil in sieben Bundesländern der öffentliche Personennahverkehr bestreikt werden soll. Viele Menschen dürften dann aufs Auto ausweichen. Eine Übersicht:
Bahn:
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) bestreikt den Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr. Der Fernverkehr wird komplett, der Regionalverkehr grösstenteils eingestellt. Notfahrpläne sind laut Bahn nicht möglich. Auswirkungen sollten bereits seit Sonntagabend und noch am Dienstag zu spüren sein. Fahrgäste, die für heute oder morgen eine Bahnreise gebucht haben, können das Ticket laut Bahn bis 4. April flexibel nutzen. Sitzplatzreservierungen könnten kostenlos storniert werden.
Flughäfen:
Die deutschen Flughäfen werden von der Gewerkschaft Verdi weitgehend bestreikt. 380'000 Geschäfts- und Privatreisende müssen laut Flughafenverband ADV am Boden bleiben. Nicht betroffen sein soll der Hauptstadtflughafen BER, aber etwa der grösste Airport in Frankfurt oder auch der Flughafen München, der bereits gestern den Betrieb eingestellt hat. Erschwert werden nach Einschätzung der Luftverkehrswirtschaft so auch die Vorbereitungen für den Osterreiseverkehr.
Nahverkehr:
Erneut soll der Nahverkehr in all den Bundesländern bestreikt werden, die direkt an den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst angebunden sind. Das sind Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen. Gestreikt werden soll zudem in Bayern, wo ein Tarifvertrag Nahverkehr verhandelt wird. Aus mehreren Ländern hiess es, Schülerinnen und Schüler dürften zuhause bleiben, wenn sie wegen des Warnstreiks nicht zur Schule kommen können.
Neue Tarifverhandlungen der Gewerkschaften
Mit den Warnstreiks wollen die Gewerkschaft Verdi und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) den Druck in ihren gegenwärtigen Tarifrunden erhöhen. Unter angespannten Vorzeichen treffen am Montag in Potsdam Verdi und der Beamtenbund dbb erneut auf die Vertreter von Kommunen und Bund. Bei der EVG stehen weitere Verhandlungen mit den verschiedenen Bahnunternehmen ab Mitte der Woche an. Mit der Deutschen Bahn soll erst nach Ostern weiterverhandelt werden.
Verdi-Chef Frank Werneke betonte mit Blick auf die heute startende weitere Tarifrunde für den öffentlichen Dienst: «Mit dem Streiktag im Verkehrsbereich soll den Arbeitgebern noch einmal unmissverständlich klargemacht werden, dass die Beschäftigten eindeutig hinter unseren Forderungen stehen.»
Zu Vorwürfen der Arbeitgeberseite, die Warnstreiks belasteten die Verhandlungen, sagte Werneke: «Als Belastung empfinden die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bis hin in die mittleren Einkommensgruppen vor allem die enormen Preissteigerungen für Strom, Gas und Lebensmittel.»