Verlängerter Teil-Lockdown dürfte deutsche Wirtschaft belasten
Der deutschen Wirtschaft droht Ökonomen zufolge durch die geplante Verlängerung des Teil-Lockdowns ein erneuter Rückschlag.
Das Wichtigste in Kürze
- Deutschland befindet sich seit dem 4. November in einem Teil-Lockdown.
- Dieser soll nun bis mindestens am 20. Dezember verlängert werden.
- Die Wirtschaft könnte stark darunter leiden.
«Wenn das so kommt, steigt die Wahrscheinlichkeit eines leichten Rückgangs des deutschen Bruttoinlandsproduktes im vierten Quartal», sagte der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding, am Montag der Nachrichtenagentur Reuters.
Ähnlich sieht das ING-Chefvolkswirt Carsten Breszki: «Eigentlich ist ein Double Dip definitiv nicht mehr zu vermeiden» - also ein erneuter Rückgang der Wirtschaftsleistung wie schon in den beiden ersten Quartalen 2020.
Die Dienstleister würden bereits seit September schwächeln. Der Lockdown habe diesen Trend noch verstärkt. «Hinzu kommt der psychologische Effekt. Nie zu unterschätzen, denn Wirtschaft ist zu einem grossen Teil Psychologie», sagte Brzeski. «Unsicherheit und Undeutlichkeit, das Fehlen einer Perspektive, wie lange die Massnahmen dauern sollen, wird auf Verbraucher- und Unternehmensvertrauen wiegen.»
Verlängerung steht an
Bund und Länder werden am Mittwoch mit grosser Sicherheit weiterreichende Corona-Massnahmen beschliessen. In einer Ländervorlage von Sonntag, die Reuters vorliegt, ist von einer weiteren Schliessung von Gastronomie und Freizeiteinrichtungen bis zum 20. Dezember die Rede. Die exportabhängige Industrie allein dürfte die Einbrüche dort nicht wettmachen können - trotz eines guten Starts ins vierte Quartal.
«Gründe dafür sind Nachholbedarf und der starke Aufschwung in Asien», sagte Brzeski zum positiven Quartalksauftakt der Industrie. «Angesichts der Tatsache, dass sich fast die gesamte westliche Welt zum Jahresende wieder in einer Form des Lockdowns befindet, ist es schwer vorstellbar, dass China den deutschen Double Dip im vierten Quartal verhindern kann.»
Europas grösste Volkswirtschaft war im Frühjahr wegen der ersten Welle der Pandemie in die Knie gegangen: Sie schrumpfte mit 9,8 Prozent so stark wie noch nie. Dem folgte im Sommer eine kräftige Erholung mit einem Wachstum von 8,2 Prozent. Auch diesmal rechnet Schmieding mit einer raschen Erholung.
«Sobald die Restriktionen gelockert werden, wird die Wirtschaft das wieder aufholen», sagte der Chefvolkswirt. «Der positive Ausblick für 2021 würde sich dadurch nicht eintrüben.»