Vermehrt Erkältung und Grippe bei Kindern nach Lockdown erwartet
Während des Homeschoolings wurden Erkältung und Grippe bei Kindern zur Seltenheit. Mit der Rückkehr in die Schule werden nun aber höhere Fall-Zahlen erwartet.
Das Wichtigste in Kürze
- Durch die Corona-Massnahmen wurden auch andere Viren in Schach gehalten.
- Daher beobachten Forscher die Rückkehr zur Normalität genau.
- Bei Kindern werden vermehrt Grippen und Erkältungen erwartet.
In den ersten Bundesländern gehen die Sommerferien zu Ende. Fachleute erwarten jedoch, dass nach der Rückkehr in die Klassenzimmer nicht nur Corona dort auftreten wird.
In der Pandemie mit Homeschooling und geschlossenen Kitas, mit Masken, Kontaktbeschränkungen und Abständen wurde nicht nur das Coronavirus zurückgedrängt. Auch eine Reihe anderer Krankheiten trat seltener auf als üblich.
Das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin verzeichnete sehr niedrige Zahlen anderer akuter Atemwegsinfektionen. Eine Grippewelle baute sich vergangene Saison gar nicht erst auf.
Erkältung und Grippe werden nachgeholt
Mit der geplanten Rückkehr zu mehr Normalität rechnen Fachleute jedoch damit, dass Kinder und Jugendliche Infekte nachholen. Zum befürchteten Corona-Anstieg in diesen oft ungeimpften Gruppen dürften demnach einige Erkältungen und Grippen hinzukommen.
«Da man bei Husten und Fieber erst einmal an Corona denken muss, dürfte das ein Störfaktor für den Schulbetrieb werden.» Dies erwartet der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, wie er der Deutschen Presse-Agentur sagte.
«Kinder gehen wieder zur Schule, sehen Freunde und haben wieder ein normales Leben, und diese Viren rächen sich.» So zitierte die Zeitung «Jerusalem Post» im Juni einen Mediziner.
Es sei normal und positiv zu sehen, dass Kinder Infekte durchmachen, sagte der Berliner Kinderarzt Maske. «Sicherlich werden wir leichte Formen davon in den nächsten Monaten vermehrt sehen. Die Hauptschwierigkeit wird sein, bei der Schnupfnase zu unterscheiden, ob es Corona oder eine banale Erkältung ist.»
Lieber Erkältung, Grippe oder Corona anstatt Isolation
Auch trotz der befürchteten Corona-Verbreitung unter Kindern und Jugendlichen hält Kinderarzt Maske die Rückkehr zum Präsenzunterricht für alternativlos. «Kinder sind eine relativ sichere Gruppe. Sie erkranken meistens nicht, wenn sie sich mit Corona infizieren.
Über das Ausmass von Langzeitfolgen, Long Covid genannt, wisse man zwar noch nicht genug. «Wir sehen jedoch bisher bei Kindern und Jugendlichen weitaus mehr negative Folgen von Isolation und Pandemiemassnahmen als von Corona.» Mehrere Studien zeigten vor allem psychische Belastungen.
Für Kinderarzt Maske ist es daher keine Frage: Kitas und Schulen sollten auch bei steigenden Inzidenzen unbedingt geöffnet bleiben, appelliert er. Nach den harten Einschnitten für diese Gruppen in den vergangenen Monaten sei Solidarität mit ihnen gefragt. «Erwachsene müssen sich zum Schutz der Kinder gegen Covid-19 impfen lassen, nicht umgekehrt», betonte Maske.