Jeder fünfte Long-Covid-Patient hat Organschäden
Corona-Erkrankungen sorgen immer wieder für langwierige Beschwerden. Eine Klinik hat nun festgestellt, dass Organschäden keine Seltenheit sind.
Das Wichtigste in Kürze
- Viele Menschen, die als von Covid genesen gelten, sind lange nicht gesund.
- Während die Pandemie andauert, rücken nun die Spätfolgen in den Vordergrund.
- Laut einer Untersuchung erleidet jeder fünfte Long-Covid-Patient Organschäden.
In den Corona-Lageberichten steht für sie nur dieses eine Wort: Genesen. Doch viele Menschen, die eine Covid-19-Erkrankung hinter sich haben, sind alles andere als gesund.
Je länger die Pandemie dauert, desto mehr rücken die Spätfolgen für Erkrankte in den Vordergrund. Ein Forschungsprojekt der Universitätsklinik Ulm beschäftigt sich bereits seit Anfang des Jahres mit den Langzeitfolgen einer Covid-19-Erkrankung für Herz und Lunge.
Die Ulmer Spezialisten für innere Medizin haben dazu im Februar eine
für Betroffene eingerichtet. Das Angebot wurde «gigantisch angenommen», wie der betreuende Oberarzt Dominik Buckert von der Spezialambulanz für Covid-Spätfolgen an Lunge, Herz und Gefässen sagt. Zu Beginn habe es mehr als 1000 Anfragen in einer Woche gegeben, auch aus der Schweiz.
Betroffene meist zwischen 40 und 50 Jahre alt
Inzwischen sind mindestens 250 Menschen wegen Beschwerden nach einer Covid-19-Erkrankung in die Sprechstunde am Ulmer Klinikum gekommen.
Eine erste Zwischenbilanz fällt deutlich aus. 20 Prozent der Patienten haben Organschäden. Der grösste Teil der übrigen Patienten fühle sich schlechter als vor der Erkrankung, habe aber keine Schäden an den Organen, sagt Buckert.
Die meisten Menschen, die in die Sprechstunde kommen, sind demnach zwischen 40 und 50 Jahre alt. «Und eigentlich verhältnismässig gesund, also ohne chronische Vorerkrankungen», so der Oberarzt. Die jüngsten der etwas mehr männlichen Patienten sind um die 20 Jahre alt. Zudem seien überdurchschnittliche viele Sportler dabei.
Beschwerden sind vielfältig
Buckert teilt die Patienten grob in drei Gruppen ein. Eine Gruppe sei vor allem verunsichert und habe Angst vor möglichen Folgen der Erkrankung. Eine andere habe sich während der Pandemie deutlich weniger bewegt und merke deshalb Leistungseinbussen, sagt Buckert. «Und bei einer dritten Gruppe stellen wir ernste Schäden an den Organen fest.»
Die Beschwerden sind dabei vielfältig. Zum einen berichteten die Patienten von Wortfindungsschwierigkeiten, Geschmacksstörungen oder Nervenschmerzen und Taubheit, sagt der Mediziner. Aber auch Luftnot, vor allem unter Belastung, und physische Leistungseinbussen gehörten dazu.
Bei den Patienten mit Organschäden beobachten die Ärzte vor allem Herzmuskelentzündungen und Folgen davon. Dazu gehörten etwa Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen, so Buckert. «Bei der Lunge beobachten wir, dass sich das Lungengerüst verändert und so ein schlechterer Gasaustausch möglich ist.» Atemnot sei die Folge.