Protest

Video von Serbe an Corona-Demonstration geht viral

Alexandra Aregger
Alexandra Aregger

Serbien,

In Belgrad kam es wegen angekündigter Corona-Massnahmen zu Ausschreitungen. Ein Serbe, der zu Ehren des Vaters auf die Strasse ging, wird zum Protesthelden.

Protesters storm Parliament in Belgrade after new coronavirus restrictions imposed
Demonstranten in Aktion bei Zusammenstößen mit der Polizei vor dem serbischen Parlamentsgebäude in Belgrad, Serbien, 7. Juli 2020. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Serbiens Hauptstadt haben Tausende gegen neue Corona-Regeln protestiert.
  • Die Polizei setzte Tränengas ein und ging teils brutal gegen die Demonstranten vor.
  • Ein Demonstrant, der für seinen verstorbenen Vater protestierte, wird zum Protesthelden.

In Belgrad war am Dienstagabend Ausnahmezustand. Wegen angekündigter Verschärfungen der Corona-Massnahmen gingen Tausende Serben auf die Strasse. Sie stürmten ins Parlamentsgebäude und wurden von der Polizei mit Tränengas vertrieben. Gemäss Angaben der Rettungsdienste wurden 13 Polizisten und sieben Demonstranten verletzt.

Am Mittwochmorgen hat sich die Lage wieder etwas beruhigt. Doch in den sozialen Medien kocht die Wut und Trauer weiter. So geht ein Video eines jungen Demonstranten viral, der unter Tränen ein Fernsehinterview gibt.

Warum er denn protestiere, wollte eine Journalistin wissen. «Papa, das ist für dich!», begründete der Demonstrant und blickte direkt in die Kamera. Sein Vater sei an der Infektion gestorben. Und dies, weil es zu wenig Atemschutzgeräte gebe, obwohl die Regierung eine genügende Versorgung versprochen habe.

Das Video wird zu Tausenden geteilt. Viele wiederholen seine Worte «Dad, das ist für dich» – der Ausdruck wird zum Symbol für den Protest, stellt etwa die kroatische Zeitung «24 sata» fest.

Serbien kämpft gegen steigende Corona-Zahlen an

Mehrere tausend Menschen hatten vor dem Parlament gegen neue Ausgangssperren protestiert. Präsident Aleksandar Vucic hatte kurz zuvor angekündigt, über das kommende Wochenende wieder eine generelle Ausgangssperre zu verhängen. Dies gab es seit der Aufhebung des Ausnahmezustands im Mai nicht mehr.

Hintergrund sind die zuletzt stark angestiegenen Infektionszahlen in Serbien – rund 300 neue Fälle kamen in den letzten Tagen täglich hinzu. Spitäler seien daher an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit, warnt Vucic.

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