Virologe Drosten: Impfstoffdaten «ermutigend»
Impfstoff, Coronavirus-Mutationen und die deutschen Infektionszahlen: Zu diesen Themen hat der Virologe Christian Drosten in einer neuen Podcast-Folge Einschätzungen abgegeben. Und verraten, ob er sich selbst impfen lassen würde.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Impfstoff gegen Covid-19 scheint näher zu rücken und die Kurve der Corona-Fallzahlen etwas abzuflachen: Der Virologe Christian Drosten hat sich zu mehreren Entwicklungen in der Pandemie optimistisch gezeigt.
Von einem beeindruckenden Schutz gegen die Infektion sprach er in der am Dienstag veröffentlichten Folge des «Coronavirus-Update» bei NDR-Info mit Blick auf die ersten Daten zu dem Impfstoff der Unternehmen Biontech und Pfizer.
Diese hatten am Montag bekannt gegeben, dass ihr Impfstoff einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor Covid-19 biete. Jedoch sind die Studien dazu noch nicht abgeschlossen. Einen Antrag auf Zulassung in den USA kündigten die Unternehmen frühestens für kommende Woche an. Auch in Europa soll eine Zulassung angestrebt werden.
«Wenn jetzt die Studie weiterläuft, kann sich diese Zahl natürlich auch korrigieren, auch durchaus nach unten korrigieren. Damit muss man rechnen», sagte Drosten über die 90-Prozent-Angabe. Aber prinzipiell habe der Impfstoff eine wirklich gute Schutzwirkung. Bei dieser Art von Impfstoffen, einer neuen Technik, habe man gar nicht gewusst, was man erwarten kann. «Das ist schon jetzt sehr ermutigend», sagte Drosten. Ähnlich hatten sich auch andere Experten geäussert.
Drosten betonte aber auch, dass noch nicht mehr bekannt sei als eine Presseerklärung - auf wissenschaftlicher Ebene sei man auf weitere Veröffentlichungen gespannt. Er verwies auf einige offene Detailfragen. «Das, was wir jetzt in den Medien hatten, das ist eine Zwischenmeldung.» Auf die Frage, ob er sich selbst damit impfen lassen würde, sagte Drosten: «Ja, sofort.» Es sei «schon sehr naheliegend, das zu machen.»
Bei der Entwicklung der Corona-Fallzahlen in Deutschland zeichnet sich dem Virologen zufolge seit ungefähr einer Woche eine Verlangsamung ab. Die Geschwindigkeit des Zuwachses sei geringer geworden. «Das ist eine wirklich gute Nachricht.» Die Entwicklung könne mehrere Ursachen haben. Drosten sprach etwa mögliche Verhaltensänderungen der Menschen angesichts der sich abzeichnenden Lage-Verschlechterung Mitte Oktober an, ebenso wie die Herbstferien. Es könne aber auch sein, dass man derzeit wegen der Überlastung der Labore und der Kontaktnachverfolgung nicht mehr merke, «was in der Bevölkerung los ist».
Am Dienstag lag die Zahl neu gemeldeter Fälle mit rund 15.000 auf dem Niveau von Dienstag vergangener Woche. Bis sich Effekte des seit 2. November geltenden Teil-Lockdowns in den Daten niederschlagen, dauert es nach RKI-Angaben wegen der Spannen von Ansteckung zu Symptomen, Test und Erfassung zwei bis drei Wochen.
Über eine Virus-Mutation bei Nerzen in Dänemark und einige berichtete Übertragungen auf Menschen sagte Drosten: «Das ist nichts, was sich jetzt im Moment irgendwie rasend verbreitet.» Es sei gut möglich, dass es schon längst nicht mehr im Menschen zirkuliere. Nach Einschätzung des Coronaviren-Experten wird in Dänemark strategisch aus Vorsicht gehandelt, «weil die wissenschaftlichen Daten diese Möglichkeit eben offen lassen, dass es vielleicht zu einer gefährlichen Situation gekommen ist». Die Regierung hat eine Massenkeulung aller Nerze im Land veranlasst.