Von wegen Eier und Hasen: Oster-Prozessionen in Spanien
Jeder vierte Spanier nimmt laut Umfragen daran aktiv oder als Zuschauer teil, Millionen verfolgen sie aus der Ferne oder vor dem TV-Schirm: Die Oster-Prozessionen versetzen das Land auch dieses Jahr wieder in einen regelrechten Ausnahmezustand. Nicht nur in der Region Andalusien ist die «Semana Santa», die «Heilige Woche» für die Bürger das wichtigste Volksfest des Jahres.
Osterhase und Eier spielen dabei in Spanien nur eine untergeordnete Rolle. Bereits am Freitag kamen Tausende im überfüllten Stadtzentrum des Küstenortes Cartagena im Osten des Landes zusammen, um der ersten Prozession des Jahres in Spanien beizuwohnen – zwischen drei und fünf Uhr morgens.
Richtig los geht es mit den spektakulären Umzügen in den meisten Regionen jedoch erst am Palmsonntag. Höhepunkt ist dann Karfreitag, der Abschluss am Ostersonntag.
Carmen kann es kaum abwarten. Die 32-jährige Psychologin nimmt am Dienstag im andalusischen Granada als «Costalera», als Trägerin einer der vielen tonnenschweren Heiligenfiguren, an der Parade ihrer «Hermandad» (Brüderschaft) teil. Diese Aufgabe war lange den Männern vorbehalten. Und auch heute noch sind Trägerinnen in Spanien eher eine Seltenheit. In Sevilla, dem «Epizentrum» der Prozessionen, sind sie immer noch tabu. «Es gibt immer noch sehr viel männlichen Chauvinismus und Leute, die die Teilnahme von Frauen kritisieren», erzählt Carmen der Deutschen Presse-Agentur nach einer der vielen Proben.
Die aus dem 16. Jahrhundert stammenden Oster-Prozessionen mit den Büssern in Kutten und Spitzhauben, die Gesichter oft bis auf zwei Augenschlitze komplett bedeckt, wirken unheimlich, geheimnisvoll, ja beinahe bedrohlich. Doch auch das ist ein Aspekt, der ihren Reiz ausmacht.