Vorgehen gegen «Palästina-Kongress» in Berlin kritisiert

Keystone-SDA
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Deutschland,

Polizeieinsatz löst umstrittenen «Palästina-Kongress» in Berlin auf, Veranstalter und Demonstranten protestieren.

Israel-Krieg
Nach dem Blutbad der Hamas in Israel gibt es weltweit Pro-Palästina-Demonstrationen. Dabei kommt es immer wieder zu antisemitischen Vorfällen. (Symbolbild) - Thomas Banneyer/dpa

Nach der Auflösung eines umstrittenen «Palästina-Kongresses» in Berlin haben die Veranstalter das Vorgehen der Polizei scharf kritisiert. Demokratische Rechte seien ausgehebelt worden, hiess es am Samstag während einer Pressekonferenz. Auch auf der Strasse gab es Proteste.

Die Polizei hatte die Veranstaltung am Freitag rund zwei Stunden nach Beginn aufgelöst. Die bis zu 250 Kongressteilnehmern wurden am frühen Abend aufgefordert, den Saal zu verlassen. Als Grund nannte die Versammlungsbehörde eine per Video übertragene Rede eines Mannes, für den in Deutschland wegen Hasstiraden gegen Israel und gegen Juden ein politisches Betätigungsverbot gilt.

Als der Mann sprach, schritt die Polizei mit etlichen Beamten ein, kappte die Übertragung und schaltete den Strom zeitweise ab. Rechtsanwältin Nadija Samour sagte am Samstag für die Veranstalter, die Polizei habe völlig unverhältnismässig entschieden. Geringere Massnahmen seien möglich gewesen.

Kritik an polizeilichem Vorgehen

Jeglicher Versuch, die Versammlung zu schützen, sei von der Polizei torpediert worden. Es habe keine strafbaren Äusserungen gegeben, was die Polizei auch eingeräumt habe. Das Betätigungsverbot sei dem Veranstalter nicht bekannt gewesen und erst kurz vorher mitgeteilt worden. Aus Sicht der Veranstalter war die Polizeimassnahme rechtswidrig. Es sei bei der Polizei Widerspruch eingelegt worden, um die eigentlich bis Sonntag geplante Versammlung fortsetzen zu können.

Am Samstag demonstrierten zahlreiche Menschen gegen die Auflösung des Kongresses. Die Veranstalter hatten für den Menschen angemeldet. Es waren Parolen zu hören wie «Viva, viva Palästina», «Palästina will never die» oder «Israel bombardiert – Deutschland finanziert».

Demonstrationen und Gegenproteste

Unweit der Demo protestierte eine kleine Gruppe von Menschen mit Israel-Flaggen.

Die Polizei war mit rund 900 Kräften in der Stadt im Einsatz, überwiegend bei der Demonstration. Die Berliner Polizei konnte dabei auf Unterstützung aus Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern bauen.

Die Polizei hatte die Veranstaltung am Freitag rund zwei Stunden nach Beginn aufgelöst. Nach Angaben einer Polizeisprecherin sah die Behörde die Gefahr, «dass solche antisemitischen, gewaltverherrlichenden und den Holocaust verleugnenden Redebeiträge sich bei der Veranstaltung wiederholen könnten». Die Entscheidung galt demnach nicht nur für den Freitag, sondern auch für Samstag und Sonntag.

Unterstützung für das Vorgehen der Beamten

Bundesinnenministerin Nancy Faeser lobte den Einsatz der Polizei auf der Plattform X, vormals Twitter. «Es ist richtig und notwendig, dass die Berliner Polizei hart durchgreift beim sogenannten Palästina-Kongress. Wir dulden keine islamistische Propaganda und keinen Hass gegen Jüdinnen und Juden», schrieb sie. Auch die Gewerkschaft der Polizei nannte das Durchgreifen der Beamten «starkes Zeichen in Richtung derer, die unsere Demokratie ausnutzen oder an der Durchsetzungskraft der Hauptstadtpolizei zweifeln». «Wer unsere demokratischen Möglichkeiten nutzen möchte, der muss sich auch an Auflagen und Gesetze halten», sagte Landeschef Stephan Weh laut Mitteilung.

Zu dem internationalen Treffen unter dem Motto «Wir klagen an» hatten diverse propalästinensische Gruppen und Initiativen eingeladen. Darunter sind vor allem solche, die nach Einschätzung von Sicherheitsbehörden und Berliner Innenverwaltung dem israelfeindlichen «Boykott-Spektrum» zuzurechnen seien. Die Organisatoren hatten den Kongress schon vor längerer Zeit angekündigt, den genauen Ort aber lange geheim gehalten und erst am Freitag mitgeteilt.

Kommentare

Der Eggu

In einer richtigen Demokratie sollte man seine Meinung sagen dürfen, auch oder gerade wenn sie im Gegensatz zum Mainstream steht. "Unbeliebte" Meinungen einfach zu verbieten, Menschen mit klaren Positionen (-auch wenn sie uns nicht passen-) einfach am Reden zu hindern, das ist vollkommen undemokratisch. Die zunehmende Einengung der Meinungsfreiheit hier im Westen (ausgerechnet hier im Westen!!!) macht vielen Menschen Sorgen.

User #1475 (nicht angemeldet)

Die sollen zum EGMR gehen. Da wird Ihnen geholfen.

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