Waffenruhe in Berg-Karabach hält nicht
Trotz einer Waffenruhe haben sich Armenien und Aserbaidschan weiter bekämpft. Beobachter fürchten eine Ausweitung des Konflikts im Kaukasus.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Nacht auf Montag kam es erneut zu Kämpfen.
- Die selbsternannte Republik Berg-Karabach wird bis heute international nicht anerkannt.
- Beobachter befürchten einen Stellvertreterkrieg zwischen der Türkei und Russland.
Armenische und aserbaidschanische Streitkräfte haben sich in der Nacht und am Montagmorgen trotz ihrer seit Samstag geltenden Waffenruhe weiter bekämpft. Armenien und Aserbaidschan werfen sich gegenseitig Verstoss gegen Abkommen vor.
Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP berichtete von Artilleriefeuer südwestlich von Stepanakert, der Hauptstadt der selbsternannten Republik Berg-Karabach. Auch aus dem Bezirk Terter im Nordosten von Karabach waren Kampfhandlungen zu vernehmen. Beide Konfliktparteien warfen sich gegenseitig vor, die Auseinandersetzungen zu befeuern und berichteten von militärischen Erfolgen.
Vorwürfe aus beiden Lagern
Das Verteidigungsministerium von Aserbaidschan schrieb auf Twitter, dass armenische Streitkräfte die Bezirke Goranboy, Terter und Agdam beschossen hätten. Die Armenier befänden sich aber auf dem Rückzug in die Region Hadrut.
Eine Sprecherin des armenischen Verteidigungsministeriums sagte, die aserbaidschanische Armee bombardiere die «südliche Front». Aus dem Informationszentrum der armenischen Regierung hiess es, die aserbaidschanische Armee sei zurückgedrängt worden. Sie habe «schwere Verluste an Menschenleben und militärischer Ausrüstung» erlitten.
Berg-Karabach gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans
Berg-Karabach hatte während des Zerfalls der Sowjetunion einseitig seine Unabhängigkeit erklärt. Darauf folgte in den 90er-Jahren ein Krieg mit 30.000 Toten.
Die selbsternannte Republik Berg-Karabach wird bis heute international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans. Sie wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt.
Nach einer längeren Zeit relativer Ruhe war der Konflikt um Berg-Karabach und angrenzende Gebiete Ende September wieder aufgeflammt. Seitdem gab es täglich heftige Gefechte, bei denen hunderte Militärangehörige und dutzende Zivilisten starben.
In der Nacht zum Samstag hatten sich beide Konfliktparteien unter Vermittlung von Russlands Aussenminister Sergej Lawrow auf eine Waffenruhe geeinigt. Zudem sollen Gespräche stattfinden. Seitdem wurde die Waffenruhe nach Angaben von beiden Seiten jedoch mehrfach gebrochen.
Luxemburg fordert Türkei zu einem Bekenntnis auf
Luxemburgs Aussenminister Jean Asselborn forderte derweil die Türkei zu einem Bekenntnis zur Waffenruhe auf. «Man muss auch sagen, dass Russland sich wenigstens die Mühe gibt, um einen Waffenstillstand hinzubekommen», sagte Asselborn in Brüssel. Die Türkei hingegen habe bislang noch keinen Aufruf für einen Waffenstillstand getätigt.
Beobachter fürchten, dass sich der Konflikt zu einem Stellvertreterkrieg zwischen Russland und der Türkei im Kaukasus ausweiten könnte. Die Türkei unterstützt in dem Konflikt das Nachbarland Aserbaidschan. Russland unterhält gute Beziehungen zu beiden Seiten, gilt aber als die militärische Schutzmacht Armeniens.