Warum die Preise für FFP2-Masken sinken

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Deutschland,

Trendwechsel bei der Maskenmode: Noch im Sommer zierten vor allem Stoffmasken, Schals oder Tücher die Gesichter in Supermärkten, Bussen und Bahnen. Nun sind sie dort verboten - und viele Unternehmer wetten auf den Siegeszug der FFP2-Maske.

Immer mehr Hersteller in Deutschland produzieren FFP2-Masken. Foto: Daniel Karmann/dpa
Immer mehr Hersteller in Deutschland produzieren FFP2-Masken. Foto: Daniel Karmann/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Weisser Schnabel mit kryptischem Namen: Für viele gehört die FFP2-Maske beim Einkaufen oder der Fahrt mit dem Bus inzwischen zur Standardausrüstung.

Das englische Kürzel steht für «Filtering Face Piece», was übersetzt so viel heisst wie Gesichts-Filter-Maske.

Die Zahl steht für den Schutzfaktor. Seit selbstgenähte Stoffmasken, Tücher und Schals als Mund-Nase-Bedeckung in Geschäften und im Nahverkehr verboten sind, ist die Nachfrage nach besserer Schutzausrüstung in der Corona-Krise rasant gestiegen. Zwar sind auch medizinische OP-Masken noch erlaubt und beliebt. Viele greifen aber auch zur , die mehr Schutz verspricht und längst auch in Supermärkten und Drogeriemärkten ausliegt.

Keine Engpässe in diesem Jahr

Anders als im Frühjahr 2020, als die Bundesregierung kurzfristig ihre Maskenstrategie änderte, ohne dass klar war, wo die plötzlichen millionenfachen Bestellungen eigentlich herkommen sollten, gibt es in diesem Jahr bislang keine Engpässe. «Wir sehen, dass der Markt nicht nur die Nachfrage nach OP-Masken, sondern auch nach FFP2-Masken gut verkraftet», sagt Christian Splett, Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). «Natürlich können die Masken hier und da mal für einen Tag ausverkauft sein, aber das ist normal. Die bundesweite Versorgung ist gewährleistet.»

Nicht nur in vielen Apotheken, sondern auch im Einzelhandel und im Internet sind die Preise in den vergangenen Wochen deutlich gesunken. «Der Markt wird geradezu überschwemmt mit Masken von chinesischen Herstellern», sagt Thomas Vierhaus, Geschäftsführender Vorstand beim Verband Technischer Handel (VTH). Und auch der ein oder andere deutsche Produzent mische inzwischen erfolgreich mit.

Gemeint sind Unternehmer wie Michael Sperling und Christian Vorbau. Der eine führt einen Maschinenbau-Betrieb in Berlin, der andere ein junges Start-up im nordrhein-westfälischen Wuppertal. Beide hatten im Frühjahr vergangenen Jahres zunächst damit begonnen, Schutzmasken aus China zu importieren. Aufgrund der unterschiedlichen Qualität bauten sie im Sommer und im Herbst dann eigene Produktionsanlagen auf und stellen nun in Deutschland FFP2-Masken für Apotheken, Grosshändler, Kranken- und Pflegeeinrichtungen oder für private Verbraucher her.

15 000 Masken in einer halben Stunde verkauft

Die Nachfrage sei enorm, sagt Sperling, Geschäftsführer des Berliner Unternehmens Rabofsky. «Wenn wir unseren Online-Handel für eine halbe Stunde freischalten, verkaufen wir im Schnitt rund 15 000 Masken.» So viele schaffe eine der beiden Maschinen im Unternehmen pro Schicht, also in acht Stunden. Beide Anlagen liefen rund um die Uhr an fünf Tagen die Woche.

In Wuppertal wiederum hat Christian Vorbau gemeinsam mit einem Geschäftspartner das Start-up Sentias gegründet, mit dem einzigen Zweck, FFP2-Masken zu produzieren. Mit ihren drei Maschinen schaffen sie in der Woche mehr als eine Million Stück. Bei Rabofsky in Berlin sind es derzeit immerhin rund 450 000. Beide Unternehmer betonen, dass es ihnen nicht um den schnellen Euro gehe. «Wir wollen eine Marke aufbauen, die sich langfristig im Markt etabliert», sagt Vorbau.

Denn der Aufwand ist gross, vor allem wegen der Zertifizierung. Anders als die medizinischen OP-Masken gelten FFP2-Masken als sogenannte Persönliche Schutzausrüstung und fallen damit unter die gleiche Kategorie wie Helme oder Sicherheitsschuhe. Verwendet wurden sie vor der Corona-Krise nicht im Krankenhaus, sondern vor allem auf dem Bau, wo sie Maler, Lackierer oder Dachdecker vor Staub und giftigen Dämpfen schützen. Persönliche Schutzausrüstung wird vor dem Verkauf umfassend geprüft.

In Deutschland sind dafür der TÜV und die Dekra zuständig. Sie können sich derzeit vor Unternehmensanfragen kaum retten. «Nachdem wir jetzt wieder im Lockdown sind, kann man auch feststellen, dass in Deutschland diverse Firmen angefangen haben, hier selber FFP2-Schutzmasken herzustellen», sagt Dirk Renschen, der für den TÜV-Nord ein Prüflabor in Essen leitet. «Auch deshalb haben wir recht viele Anfragen und auch eine gute Auslastung. Einige Aufträge mussten wir auch schieben.» Die reguläre Baumusterprüfung nach der Norm DIN EN149 dauere bis zu vier Wochen, manchmal auch länger.

Den Herstellern und Zwischenhändlern dauert das oft zu lang. Sie schicken ihre Masken deshalb auch an andere Prüfstellen, etwa in Ungarn oder der Türkei, die ebenfalls bei der EU als solche registriert sind. Dort geht es schneller. Auch Sentia und Rabofsky verfuhren so, haben aber auch eine Zertifizierung in Deutschland beantragt - vor allem, weil das für Verbraucher vertrauenswürdiger klingt.

Qualität aus China wird besser

Dabei sei die Qualität auch chinesischer Schutzmasken inzwischen sehr hoch, sagt Laborleiter Renschen. Das sah im Frühjahr 2020 noch anders aus. «Da gab es viele Firmen im Ausland, die die Gunst der Stunde genutzt haben und auch sehr schlechte Masken nach Deutschland geschickt haben.» Bis zu einem Viertel der Masken sei im Labor damals durchgefallen, sagt er. «Aktuell hat sich die Situation sehr stark verbessert.»

Dass die Nachfrage nach Schutzmasken schon bald wieder zurückgehen könnte, glauben weder die deutschen Hersteller noch der Grosshandel. Nicht zuletzt, weil im Moment noch ein weiterer Vorteil offenbar wird: «Wir hatten in diesem Winter so wenige Mitarbeiter mit Erkältungen wie seit Jahren nicht mehr», sagt der Berliner Unternehmer Sperling.

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