Warum ist Klopapier oft ausverkauft?
Das Wichtigste in Kürze
- Wenn es ein Sinnbild für die Corona-Krise in Deutschland gibt, ist es Toilettenpapier.
Vielerorts oft ausverkauft, entsteht der Eindruck, es herrsche Knappheit bei dem Hygiene-Artikel. Stimmt das?
- Behauptung: Durch Hamsterkäufe werden in Deutschland Hygieneartikel wie Toilettenpapier und auch Lebensmittel knapp.
- Bewertung: Hygieneartikel wie Toilettenpapier sind derzeit äusserst stark nachgefragt und deshalb in einigen Läden ausverkauft. Der Handel passt die Lieferketten der Nachfrage an. Von einem Lebensmittelengpass kann Experten zufolge keine Rede sein.
- Fakten: Das Toilettenpapier nimmt beim Kaufverhalten der Deutschen eine Sonderstellung ein. Wegen der unbegründeten Angst, man dürfe irgendwann nicht mehr das Haus verlassen, werde gebunkert, erklärt Christian Böttcher, Sprecher des Bundesverbands des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH). Dadurch entstehe eine paradoxe Situation: «Einige wissen nicht, wohin damit. Andere haben zu wenig.»
Bei Hygieneartikeln wie Klopapier funktioniert die Logistikkette laut Böttcher etwas anders als bei Lebensmitteln: «Sie werden in der Regel seltener nachbestellt, weil sie normalerweise weniger nachgefragt werden.» Das hat sich von Februar zu März 2020 aber deutlich geändert. Beim Toilettenpapier habe es im Vormonatsvergleich eine Steigerung von rund 700 Prozent gegeben, sagt Böttcher: «Das überfordert jede Lieferkette.» Die Märkte würden sich nach und nach der hohen Nachfrage anpassen sowie Frequenz und Menge erhöhen.
Das spricht beim Toilettenpapier für die Woche vom 16. bis 22. März von einer mehr als drei Mal so hohen Nachfrage im Vergleich zu den vorangegangenen sechs Monaten. Die unterschiedlichen Steigerungszahlen erklären sich nach Worten von BVLH-Sprecher Böttcher durch die verschiedenen Datenquellen und Erhebungszeiträume.
Eine «stark gestiegene Nachfrage» nach Hygieneprodukten wie Desinfektions- und Reinigungsmitteln sowie Toilettenpapier hat auch die Drogeriemarktkette dm verzeichnet. «So erklärt sich auch, dass diese Produkte temporär in vielen Märkten nicht verfügbar waren oder sind», sagt Geschäftsführer Sebastian Bayer. Als Konsequenz seien Massnahmen entlang der gesamten Lieferkette ergriffen worden.
Während es bei Hygieneartikeln teilweise noch an Nachschub mangele, spricht Böttcher bei den haltbaren Lebensmitteln wie Nudeln, Reis, Mehl und Zucker von einer «langsamen Normalisierung der Lage». Die Nachfrage sei zwar immer noch hoch, aber nicht mehr ganz so stark, so der Sprecher. Das hänge auch damit zusammen, dass sich die Kunden mit verschärften Regeln in den Supermärkten - wie bedarfsgerecht einzukaufen - arrangieren. Zudem hätten sich durch die Situation die Einkaufszeiten verschoben. Böttcher: «Viel mehr Kunden gehen derzeit früh einkaufen.»
Viele Märkte konnten auf hohe Nachfragen schnell reagieren: In Rewe- und Penny-Märkten etwa könne man dank des digitalen Systems «quasi in Echtzeit» sehen, was gekauft wird - und Bestellungen demententsprechend anpassen, sagt der zuständige Sprecher Andreas Krämer. Nachfrage und Kaufverhalten haben sich auch nach seinen Worten zuletzt «ein Stück weit normalisiert».