Warum zeigt SRF das Killer-Video des Halle-Amokläufers?
Geschieht ein Amoklauf wie in Halle (D), verbreiten sich Bilder von Täter und Opfer wie ein Lauffeuer. Auch SRF zeigte die brutale Schiess-Aufnahme.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Mittwoch richtete ein Mann in Halle (D) vor einer Synagoge ein Blutbad an.
- Der Amokläufer hat seine Tat nicht nur live gestreamt, sondern er wurde auch gefilmt.
- Auch SRF zeigte eine Aufnahme der Schüsse bei «10vor10».
Die Bilder aus dem deutschen Halle gehen um die Welt. Ein bekennender Neonazi fährt mit einer selbstgebauten Waffe vor eine Synagoge, schiesst um sich und tötet zwei Menschen. Und etliche Menschen schauen dabei zu!
Der 27-jährige Amokläufer hat seine Tat live gestreamt – fünf Menschen sahen zu. Doch damit nicht genug: Über 2000 Menschen sahen sich das Video im Nachhinein an. Zudem gehen Bilder und Videos von Augenzeugen selber um die Welt.
SRF zeigt keine Gesichter und Namen
Auch SRF hat in seinem Nachrichtenmagazin «10vor10» am Mittwochabend das Augenzeuge-Video gezeigt. Zu sehen ist der Amokläufer, wie er aus seinem Wagen steigt und schiesst.
Dass gerade SRF diese verstörende Szene zeigt, erstaunt. Trägt der Sender doch eine grosse Verantwortung.
Mediensprecher Stefan Wyss betont, dass man alle SRF-Kriterien bei Aufnahmen von Anschlägen erfüllt habe. Diese wären: «In keinem Fall Namen und Gesichter von Tätern zu zeigen, ebenso kein Propaganda-Material der Täter.»
Das bei «10vor10» verwendete Video von Halle sei ein Augenzeugenvideo, das den Täter von hinten bei der Schussabgabe zeige. «Es ist weder sein Ziel sichtbar, noch ist der Täter erkennbar.»
«Auch ARD und ZDF» haben Amokläufer gezeigt
Gehört die Befriedigung dieser Schaulust denn zum Service public? Wyss rechtfertigt: «Das Video hat einen Informationswert, weil es einen Teil des Tatherganges situiert.»
Deshalb habe es «10vor10» in einer kurzen Sequenz in die Berichterstattung eingebaut. «So wie übrigens auch ARD und ZDF», fügt Wyss an.