Was hat es mit dem neuen «Dosenverbot» auf sich?
Die EU hat entschieden, bestimmte Chemikalien-Verpackungen zu verbieten. Kommt nun ein Verbot von Konservendosen?
Im Sommer hat die EU einen Entscheid gefällt, der nun das Gerücht eines «Dosenverbots» nach sich zieht: BPA darf in Lebensmittelverpackungen ab Ende 2024 nicht mehr genutzt werden.
Der Weichmacher Bisphenol A findet sich vor allem in Verpackungen wie Konservendosen und Plastikflaschen. Doch mehrere Untersuchungen haben gezeigt, dass sich die Industriechemikalie häufig von der Verpackung löst und in die enthaltene Nahrung übergeht. Eine verringerte Fruchtbarkeit, eine Störung des Hormonhaushalts und des Immunsystems können die Folgen sein.
Wie die «Stuttgarter Nachrichten» berichten, haben Händler eine Übergangsfrist von 18 bis 36 Monaten, um BPA-freie Alternativen zu entwickeln. Konservendosen, die von innen mit der chemischen Verbindung beschichtet sind, dürfen ab Ende 2024 nicht mehr verkauft werden. Als bislang sichere Alternativen zu BPA gelten Polyethylen und Polypropylen.
Verbot von BPA geht nicht weit genug
Verbraucherorganisationen wie Foodwatch befürworten das Verbot, finden es jedoch nicht ausreichend: In Lebensmittelverpackungen befinden sich noch andere Bisphenole mit ähnlichen Eigenschaften wie BPA.
2023 untersuchte die Europäische Umweltagentur den Urin von Personen in elf europäischen Ländern auf BPA. Bei 92 Prozent der Teilnehmenden wurde die Chemikalie nachgewiesen.
Wie «bund.net» informiert, ist der BPA-Gehalt im menschlichen Blut mittlerweile höher als die Konzentration, die bei Mäusen zu einer beeinträchtigten Sexualentwicklung führt. Stiftung Warentest wies im April diesen Jahres bei 51 von 58 Lebensmittelkonserven BPA nach.
Der REACH-Ausschuss stufte Bisphenol A bereits 2016 als reproduktionstoxisch der Kategorie 1B ein. In der Kategorie 1 werden «besonders besorgniserregende» Stoffe gelistet – darunter auch krebserregende und erbgutverändernde. In Frankreich gilt schon seit 2015 ein BPA-Verbot, in Japan werden seit einer Gesundheitswarnung sogar seit bereits 20 Jahren BPA-freie Konserven angeboten.