Wasserstoff: Stuttgarter Start-up könnte Airbus zuvorkommen
Die Luftfahrt trägt mit ihrem CO2-Ausstoss erheblich zum Klimawandel bei. Airbus plant deswegen ein Flugzeug mit Wasserstoff – ist damit aber nicht alleine.
Das Wichtigste in Kürze
- Umweltfreundliche Wasserstoffantriebe sind für die Luftfahrt zukünftig von Bedeutung.
- Airbus möchte bis im Jahr 2035 ein marktreifes Flugzeug in die Luft bringen.
- Ein Start-up-Unternehmen aus Stuttgart verfolgt sogar ein noch ehrgeizigeres Ziel.
Die Luftfahrt gilt als einer der grössten Umweltsünder. Seit Jahren wird nach neuen, umweltfreundlicheren Antriebsmethoden gesucht. Der europäische Flugzeugbauer Airbus möchte bis 2035 ein Flugzeug mit einem Wasserstoffantrieb auf den Markt bringen. Mit dieser Idee ist der Konzern aber nicht alleine.
Das Stuttgarter Start-up H2Fly möchte dem Flugzeugriesen zuvorkommen. Es führte bereits 2016 einen Testflug mit dem Viersitzer HY4 durch. Der Unternehmenschef Josef Kallo verfolgt grosse Pläne: In zwei Jahren soll eine wasserstoffbetriebene Dornier mit 40 Sitzplätzen und 2000 Kilometern Reichweite in die Luft gehen.
Am Stuttgarter Flughafen soll bis Ende 2024 ein Zentrum für Wasserstoff-elektrisches Fliegen entstehen – unter der Federführung von H2Fly. Ziel ist es, dort die Entwicklung mit Wasserstoff schneller voranzubringen. Geplant sei ein neuer Hangar mit Testständen, Werkstätten, Labors und weiteren Arbeitsplätzen, teilten die Projektpartner am Montag mit.
Auch andere Unternehmen forschen an Wasserstoffantrieb
Doch nicht nur in Stuttgart wird derzeit die Entwicklung von Wasserstoffantrieben für die Luftfahrt vorangetrieben. Das englisch-amerikanische Unternehmen ZeroAvia etwa startete 2020 einen Jungfernflug mit einem 6-Sitzer. Es brachte im Januar dieses Jahres sogar schon einen 19-Sitzer in die Luft. Allerdings wurde nur eines der beiden Triebwerke durch einen Brennstoffzellenmotor ersetzt, das andere wurde mit Kerosin betrieben.
Verschiedenste Start-ups und etablierte Hersteller strebten in den kommenden fünf Jahren kommerzielle Geschäftsreiseflugzeuge mit bis zu 19 Sitzen an. Das erklärt Björn Nagel, Leiter des DLR-Instituts für Systemarchitekturen in der Luftfahrt. «Regionalflugzeuge mit bis zu 70 Sitzen könnten innerhalb der nächsten zehn Jahre möglich werden.»
Wasserstoff hat noch eine weitere Funktion
Neben flüssigem Wasserstoff als Energieträger für Brennstoffzellen sei noch ein weiterer Einsatz des Gases denkbar, erklärt Nagel: Aus «grünem» Wasserstoff und aus der Atmosphäre gewonnenem CO2 könne künstliches Kerosin hergestellt werden. Der Vorteil: Es könne nahezu direkt in heutigen Flugzeugen verwendet werden. Allerdings brauche es viel Energie für die Herstellung.