Weltweite Fahndung nach Doppelmörder Norman Franz gestartet
Seit fast 22 Jahren ist Norman Franz (51) auf der Flucht. Nun wird weltweit öffentlich nach dem rechtskräftig verurteilten Doppelmörder und mutmasslichen fünffachen Mörder gefahndet.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach dem mutmasslichen fünffachen Mörder Norman Franz ist eine weltweite Öffentlichkeitsfahndung angelaufen.
Erstmals seien dabei alle Interpol-Mitgliedsstaaten eingebunden, berichtete das Landeskriminalamt NRW in Düsseldorf.
Franz zählt zu den meistgesuchten und gefährlichsten Verbrechern Deutschlands. Sein Fall schrieb Kriminalgeschichte. Franz war wegen Doppelmordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden: 1995 hatte er an einem Golfplatz in Dortmund eine Handgranate in ein Auto geworfen. Zwei Menschen starben. Hintergrund war ein Kampf rivalisierender Verbrecherbanden. 1996 wurde er dafür vom Landgericht Dortmund rechtskräftig schuldig gesprochen.
1997 gelang ihm die Flucht aus dem Gefängnis in Hagen. Er sägte ein Gitter durch und türmte mit einer selbstgebauten Leiter. Noch im selben Jahr soll er in Weimar und in Halle bei Raubüberfällen drei Geldboten erschossen haben. 1998 wird er in Portugal gefasst - aber erneut gelingt ihm die Flucht aus dem Gefängnis - diesmal in Lissabon. Seither ist er verschwunden.
«Wir haben Hinweise auf ihn von allen fünf Kontinenten erhalten», sagte einer der Zielfahnder, die ihn seit Jahren suchen, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. «Er wurde schon als Rucksacktourist in Indien gesichtet und mehrfach in Südamerika. Ehrlich gesagt haben wir derzeit keinen Anhaltspunkt, wo er sich wirklich aufhält», berichtete der Kriminalbeamte, der nicht genannt werden darf, in Düsseldorf.
«Franz hat eine lange kriminelle Karriere hinter sich und er ist schlau - er lernt aus seinen Misserfolgen.» Der 51-Jährige spricht Deutsch, Englisch und Portugiesisch. Zu seiner Frau und seinem Kind habe er keinen Kontakt mehr.
Obwohl das aktuellste Foto von Franz 23 Jahre alt ist, verzichten die Zielfahnder auf Foto-Montagen, die ihn im heutigen Alter zeigen. «Das sogenannte Aging-Verfahren hat uns bislang nie geholfen und bringt eher Fehlhinweise.» Das aktuelle Aussehen von Franz hänge auch stark von dessen Lebensweise in den vergangenen beiden Jahrzehnten ab.
Die Ermittler setzen lieber auf seine markante Stimme, von der im Internet eine Kostprobe aus einem abgehörten Telefonat bereit steht. «Für einen Mann hat er wirklich eine auffällig hohe Stimme, besonders, wenn er aufgeregt ist und schneller spricht.»
Nach seiner ersten Flucht hatte Franz sich mit seiner Frau und seinem Kind nach Portugal abgesetzt, wo er 1998 in Albufeira gefasst wurde. Doch noch vor der geplanten Auslieferung an die deutschen Behörden gelang ihm 1999 erneut die Flucht.
Seit Dienstag fahndet Interpol auf seiner Frontseite im Internet und auf Social-Media-Accounts in 194 Ländern nach dem Mörder. Auch Europol nahm Franz auf seine Webseite der meistgesuchten Verbrecher Europas («Europes most wanted»).
Vor drei Jahren waren nach dem letzten grösseren Fahndungsaufruf mehr als 86 Hinweise auf Franz eingegangen - doch keiner führte tatsächlich zu ihm. Düsseldorfer Zielfahnder waren auch schon persönlich in mehrere Länder gereist, um Franz dort zu suchen. Welche Länder, wollen sie aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen. Für Hinweise zu seiner Ergreifung gibt es 25.000 Euro Belohnung.