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Wenn DDR-Oldtimer wieder aufgemöbelt werden

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Österreich,

Alte Fahrzeuge aus DDR-Produktion faszinieren Sammler und Hobby-Schrauber noch immer. Christian Paul ist mit seinem DDR-Polizeiauto nur einer von ihnen. Wie sehr die Szene wächst, ist auf Oldtimer-Treffen zu spüren.

Christian Paul sitzt in seinem Lada 2100S Baujahr 1985, der im September 1990 von der «Volkspolizei» auf die Farben der «Polizei» umlackiert wurde.
Christian Paul sitzt in seinem Lada 2100S Baujahr 1985, der im September 1990 von der «Volkspolizei» auf die Farben der «Polizei» umlackiert wurde. - Patrick Pleul/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Polizeiwagen in Weiss-Grün auf dem Grundstück von Christian Paul in Eggersdorf (Märkisch-Oderland) ist ein echter Blickfang: Blaulichtbrücke inklusive Einsatzhorn auf dem Dach, die Aufschrift «Polizei» an den Seiten: der Lada 1200 S sieht aus, als könnte er jederzeit zum nächsten Verkehrsunfall oder zum Ort eines Verbrechens losrasen.

«Ich habe für mein DDR-Auto, Baujahr 1985, eine Zulassung und eine Ausnahmegenehmigung», erzählt Besitzer Paul stolz und deutet auf das Nummernschild: SRB-P110 H.

Polizeiaufschrift muss in Öffentlichkeit verdeckt sein

«Die alte Technik wird nicht besser, wenn sie lange rumsteht. Das Auto läuft wie ein Bienchen», erklärt er. Wenn er mit dem Wagen zum Einkaufen oder zu einem der zahlreichen Ostfahrzeugtreffen unterwegs ist, sorgt er für Aufsehen. «Ich muss zwar die Polizeiaufschrift verdecken und das Blaulicht abschalten. Aber die Verwechslungsgefahr ist dennoch gross», erzählt der 60-Jährige. Als er bei einer seiner Touren zufällig an einem Unfall vorbei kam, freuten sich die Betroffenen, dass die Polizei so schnell nach der Meldung erschienen war. «Es dauerte eine Weile, bis die begriffen, dass ich nicht zuständig war», erzählt er schmunzelnd.

2007 war Paul durch Zufall an den Wagen inklusive Original-Fahrzeugbrief gekommen. «Der rostete bei dem Verkäufer in der Nähe von Fürstenwalde vor sich hin und sollte eigentlich verschrottet werden.» Für ihn war der Anblick des Fahrzeugs trotz platter Reifen, fehlender Batterie und verschmutzter Karosse «Liebe auf den ersten Blick», sagt der 60-Jährige. Zwar fehlte die technische Ausstattung fast komplett, doch der neue Besitzer des früheren Polizeiwagens rüstete ihn wieder auf. Ein Original-Funkgerät baute der Autoliebhaber wieder ein, eine zu DDR-Zeiten genutzte Spiegelreflexkamera gehört ebenso zum Inventar wie der Sanitätskasten oder ein Fernglas.

Aus dem Kofferraum holt Paul ein dreibeiniges Gestänge nebst Rundumleuchten – bei der DDR-Volkspolizei zum Absperren von Unfällen oder Tatorten genutzt. «Viele Ersatzteile habe ich auf Trödelmärkten, aber auch im Sperrmüll gefunden», erzählt Paul.

Zudem tauschte er die durchgerosteten Kotflügel und Bodenbleche aus. Das Oldtimer-Auto bekam eine komplett neue Lackierung. Paul recherchierte mit Hilfe des Polizeihistorischen Museums in Berlin auch die Geschichte seines DDR-Oldtimers. «Der war ab 1986 bei der Volkspolizei und später bis 1993 für die dann schon gesamtdeutsche Berliner Polizei im Einsatz – in Köpenick und Kreuzberg», erzählt der Frühpensionär, der sich gemeinsam mit acht Gleichgesinnten «Blaulicht- und Oldtimerfreunde MOL» nennt. «Fünf von ihnen haben eigene DDR-Fahrzeuge, wie einen Robur-Bus oder einen Original-Krankenwagen«, erzählt er.

DDR-Oldtimer-Szene erstaunlich gross

Die Szene derer, die alte Autos aus DDR-Zeiten sammeln und wieder zum Rollen bringen, sei tatsächlich erstaunlich gross, sagt Birk Polten, Geschäftsführer des Luftfahrzeugmuseums Finowfurt (Barnim). Sein Verein veranstaltet jährlich eines der grössten Ostfahrzeugtreffen in Brandenburg, in diesem Jahr am 23. und 24. April. «Als wir vor 15 Jahren damit anfingen, war das noch überschaubar und fast familiär. Inzwischen kommen rund 1800 Aussteller mit ihren Ost-Oldies und an die 6000 Besucher.» Polten hat beobachtet, dass sich zunehmend junge Leute Trabis, Wartburgs oder auch Laster aus DDR-Produktion anschaffen. «Die Erklärung dafür ist ganz einfach – die Dinger haben keine Elektronik, an denen kannst Du noch selber schrauben», so der Finowfurter Vereinschef, nach dessen Informationen auch noch Ersatzteile produziert werden, vor allem in Ungarn und Tschechien.

«Diese alten Wagen bedeuten Erinnerung, mit denen viele von uns aufgewachsen sind. Im Westen Deutschlands gibt es ebenso eine Oldtimerszene für West-Autos», sagt Jörg Schenk vom Verein «Die Tuchebander», der seit 2005 ein DDR-Oldtimertreffen mit Teilemarkt in Alt Tucheband (Märkisch-Oderland) organisiert. Zum Programm gehören in diesem Jahr vom 5. bis 7. Mai auch ein Traktorenwettbewerb sowie das Bremsschlittenziehen. Schenks ganzer Stolz ist jedoch eine Feldbackanlage, Baujahr 1980, eine inzwischen absolute Rarität aus den Beständen der Nationalen Volksarmee (NVA). «Damit backen wir zu unseren Veranstaltungen Kommissbrot und Blechkuchen und bereiten Krustenbraten zu – bei Besuchern der absolute Renner», schwärmt er.

Auch Paul fährt mit seinem Polizeiwagen-Schmuckstück gern zu Oldtimertreffen für alte DDR-Fahrzeuge. Anfangs ahnte er nicht, dass sich daraus seine Sammelleidenschaft für Blaulicht-Utensilien entwickeln würde. «Da kamen Leute auf mich zu, schenkten mir alte Uniformen, Schulterstücken, Mützen, Helme Funkgeräte, Telefone und Telefonanlagen, wie sie einst in DDR-Betrieben genutzt wurden.» Ein Nebengebäude auf seinem Grundstück beherbergt inzwischen eine umfangreiche Sammlung, die er an den Wochenenden auch für Besucher öffnet. Zu den Raritäten zählen ein DDR-Notruf-Feuermelder in Armeegrün oder ein noch immer funktionierender Armeerundfunkempfänger ARE 80, der bei der NVA im Einsatz war.

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