Bis Ende August dieses Jahres zählten die deutschen Behörden bereits 248 Fälle von versuchten und vollendeten Geldautomatensprengungen.
Feuerwehrleute stehen vor einer Bankfilliale
Feuerwehrleute stehen vor einer Bankfilliale, in der ein gesprengter Geldautomat steht (Symbolbild). - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Dieses Jahr wurden bereits fast so viele Geldautomaten gesprengt wie im gesamten Vorjahr.
  • Die erbeuteten Bargeldsummen lagen zwischen 20 und 440'000 Euro (23 und 505'000 Franken).
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Die Zahl der in Deutschland gesprengten Geldautomaten dürfte in diesem Jahr wieder steigen. Bis Ende August zählten die deutschen Behörden bereits 248 Fälle von versuchten und vollendeten Geldautomatensprengungen, wie das Innenministerium auf eine der Nachrichtenagentur AFP vorliegenden Anfrage der Linksfraktion mitteilte. Im gesamten Jahr 2017 wurden 268 Fälle registriert, im Vorjahr waren es 318. Das Bundesinnenministerium machte zudem Angaben zu Beute, Vorgehen und Herkunft der Täter.

Die Beute - und auch der verursachte Sachschaden - unterscheidet sich von Tat zu Tat erheblich: Zwar gebe es keine umfassenden statistischen Daten, teilte das Innenministerium mit. Aus Einzelfällen seit Jahresbeginn 2016 sei aber bekannt, dass die Täter «bei einzelnen Sprengungen Bargeldsummen zwischen 20 und 440'000 Euro (23 und 505'000 Franken)» erbeuteten. Die Sachschäden lagen «im Einzelfall zwischen mehreren hundert und mehreren Millionen Euro».

Meistens wurden die Geldautomaten «durch Einleitung und Zündung eines Gasgemisches» gesprengt. Nur «in wenigen Einzelfällen» kamen den Erkenntnissen zufolge «Festsprengstoffe» zum Einsatz - im laufenden Jahr nach Informationen des Bundeskriminalamts bislang elf Mal.

Drei Banden zerschlagen

Seit Jahresbeginn konnten die Behörden im Zusammenhang mit Taten in Deutschland und Polen insgesamt 13 polnische Staatsangehörige festnehmen und dadurch drei Banden aus Polen zerschlagen, «die teilweise bereits seit mehreren Jahren Geldautomaten in Deutschland gesprengt hatten», teilte das Innenministerium weiter mit. Die «starke Präsenz» polnischer Täter in Deutschland führen die Behörden unter anderem auf die «höhere Beuteerwartung» hierzulande zurück.

Viele Täter kommen aber auch aus den Niederlanden. Dies sei «nahezu ausschliesslich» auf die dortigen Abwehrmassnahmen zurückzuführen - dazu zählt auch der Einsatz von Farbbomben, die bei einer Sprengung die Geldscheine einfärben und somit unbrauchbar machen. Solche Systeme sind auch in Belgien, Frankreich und Luxemburg weit verbreitet. «In der vergleichenden Betrachtung fällt auf, dass es in diesen Ländern seit 2013 zu deutlich weniger Geldautomatensprengungen kam als in Deutschland», bilanziert das Innenministerium.

Banken kümmern sich wenig um Prävention

Die Kosten für den Einbau solcher Sicherungen werden in der Regierungsantwort auf 2000 bis 6000 Euro (2300 bis 6850 Franken) pro Automat beziffert. Es sei ihr «ein Rätsel», wie «wenig sich die Banken um eine effektive Prävention der Automatensprengungen kümmern», sagte die Linken-Abgeordnete Ulla Jelpke, die die Anfrage gestellt hatte, zu AFP. «Die Kosten für eine Farbbombe sind für sie doch nur Peanuts.»

Aber das gelte offenbar auch für den Verlust von Automaten und Bargeld darin, fügte Jelpke hinzu. «Die Versicherung zahlt es ja - und damit im Ergebnis die Kundinnen und Kunden.» Ansonsten ist die Linken-Politikerin der Ansicht, dass «die Gründung einer Bank immer noch das grössere Verbrechen ist als ein Überfall auf diese».

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