Ziel im Kampf gegen Vermüllung von Nord- und Ostsee verfehlt

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Deutschland,

Die Vermüllung von Nord- und Ostsee hält seit Jahren an, wie eine Kleine Anfrage der Grünen zeigt. Beim heutigen internationalen «CleanUp Day» sammeln Tausende Müll an den Stränden.

Angespülter Unrat in Form eines Arbeitshandschuhs und eines Kunststoffkanisters am Strand der Vogelschutzinsel Memmert, Niedersachsen. Foto: picture alliance / dpa
Angespülter Unrat in Form eines Arbeitshandschuhs und eines Kunststoffkanisters am Strand der Vogelschutzinsel Memmert, Niedersachsen. Foto: picture alliance / dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Bundesregierung hat eingeräumt, dass ein Ziel im Kampf gegen die Vermüllung von Nord- und Ostsee nicht erreicht wurde.

Nach der EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie von 2008 sollte ein «guter Umweltzustand» in den EU-Meeren bis 2020 erreicht werden, teilte die Bundesregierung in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion mit. Hinsichtlich des Aspekts «Müll im Meer» bedeute dies, dass «die Eigenschaften und Mengen der Abfälle im Meer […] keine schädlichen Auswirkungen auf die Küsten- und Meeresumwelt» haben. «Dieses Ziel wird verfehlt», heisst es in der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage «Plastikmüll an Stränden der Nord- und Ostsee».

«Deutschland ist im Europa-Vergleich Schlusslicht bei der Vermeidung von Verpackungsmüll», kritisierte Steffi Lemke, Parlamentarische Geschäftsführerin und Sprecherin für Naturschutz der Grünen-Bundestagsfraktion am Samstag anlässlich der Veröffentlichung der Kleinen Anfrage. Sie liegt der dpa vor.

Heute wird der jährliche internationale «CleanUp Day» begangen, bei dem Tausende Freiwillige Strände, Ufer, Wälder oder Parks von Plastikmüll säubern. Nach Angaben der Grünen wollten auch der Bundesvorsitzende Robert Habeck in Flensburg und Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan-Phillip Albrecht in Kiel Müll sammeln.

Im Kampf gegen die Plastikflut stünden Bürger und Verbände alleine da, von der Bundesregierung hingegen komme wenig, kritisierte Lemke. Einzig die Beschlüsse der EU-Kommission zum Verbot für Einmalprodukte lasse die Bundesregierung handeln. Lemke forderte die Bundesregierung auf, endlich verbindliche Reduktionsziele zur Abfallvermeidung zu beschliessen und eine bundesweite Einwegabgabe einzuführen, um die zahlreichen weggeworfenen To-Go-Becher oder Fast-Food-Verpackungen zu bekämpfen.

Jedes Jahr sterben unzählige Meerestiere an den Folgen der Plastikverschmutzung der Natur. Tausende Arten sind, wie die Kleine Anfrage zeigt, betroffen: 94 Prozent der an Stränden der deutschen Nordsee tot aufgefundenen Eissturmvögel haben Kunststoffe im Magen. 97 Prozent der Nester von Basstölpeln auf Helgoland enthalten Kunststoffe. «Das Ausmass der Vermüllung ist dabei seit über einem Jahrzehnt unverändert hoch», sagte Lemke.

Müll an der Küste der deutschen Nord- und Ostsee ist laut Bundesregierung «ubiquitär», das heisst überall verbreitet und am Meeresboden weit verbreitet. «Abnehmende Trends in der Müllbelastung der Strände (...) sind im Beobachtungszeitraum 2009 bis 2014 nicht festzustellen.» Die deutschen Gewässer seien zu stark von Müll belastet.

Etwa 75 Prozent des gefundenen Mülls in den Meeren und an den Stränden sind laut Bundesregierung Kunststoffe. Alljährlich werden allein in wenigen Stichproben an Nord- und Ostsee Tausende Stücke Müll gefunden. Durchschnittlich werden pro freigeräumten Strandabschnitt an der Nordsee 550 Müllteile gefunden. Und an der Ostsee 172 Müllteile. Die am meisten gefundenen Müllteile sind Plastik bzw. Styropor-Bruchstücke und Folienfetzen. In der Ostsee macht diese Art des Mülls 39,2 Prozent der gefundenen Teile aus. In der Nordsee sind es 25,3 Prozent.

An den deutschen Stränden der Nordsee stammen 51 Prozent der Müllfunde von der See - vor allem aus der Schifffahrt und Fischerei. 40 Prozent des Mülls stammt aus Freizeit- und Tourismusaktivitäten und aus dem kommunalen Raum. An den Ostseestränden kommen 50 Prozent des Mülls von Freizeit- und Tourismusaktivitäten, 25 Prozent sind Folge von Einleitungen von Abwässern und 25 Prozent stammen aus seebasierten Quellen.

Im Kampf gegen Plastikmüll setzte der Bundestag am Donnerstag EU-Vorgaben um. Das Parlament beschloss das Verbot bestimmter Wegwerfartikel. Einwegprodukte aus Kunststoff, für die es schon jetzt gute Alternativen gibt, sollen ab 3. Juli 2021 nicht mehr verkauft werden dürfen. Auch der Bundesrat muss bis dahin noch zustimmen. Aus den Supermarkt-Regalen und Imbissbuden verschwinden dann Besteck, Teller, Trinkhalme, Rührstäbchen, Wattestäbchen und Luftballonstäbe aus Plastik, ausserdem Becher und Behälter für Essen aus Styropor. Ziel ist, dass weniger Plastikmüll an Stränden und im Meer landet.

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