Zoff um Passagier-Obergrenze in London-Heathrow
Um den Personalproblemen in der Luftfahrt zu begegnen, führte der Flughafen London-Heathrow eine Passagier-Obergrenze ein. Das kommt nicht überall gut an.
Das Wichtigste in Kürze
- London-Heathrow sorgt mit der Einführung einer Passagier-Obergrenze für Unmut.
- Die Fluggesellschaft Emirates hält den Entscheid für «unsinnig und unverantwortlich».
- Der Flughafen entgegnet, dass die Branche nicht auf Personalprobleme reagiert habe.
Der wichtige Londoner Flughafen London-Heathrow reagierte kürzlich mit einer Passagier-Obergrenze auf die Personal-Probleme in der Luftfahrt. Die Vorgaben sorgen nun teilweise für Unmut.
Emirates entrüstet
Die Fluggesellschaft Emirates reagierte mit Entrüstung auf die Obergrenze. «Dies ist völlig unsinnig und unverantwortlich, und wir weisen diese Forderung zurück», teilte die Airline am Donnerstag mit. Heathrow habe lediglich 36 Stunden Zeit gegeben, um die Anforderung im Flugplan umzusetzen.
«Nicht nur wurde in ihrer Kommunikation die genaue Zahl der Flüge diktiert, von denen wir zahlende Passagiere rauswerfen sollten, sondern es wurde auch mit juristischen Schritten bei Nichteinhaltung gedroht», teilte Emirates mit.
Flughafen weist Kritik zurück: Branche habe nicht auf Probleme reagiert
Der Flughafen wies die Kritik zurück. Die Branche habe trotz Aufforderungen keine eigenen Pläne vorgelegt. Dabei hätten sich die Probleme mit jedem Tag verstärkt, sagte eine Sprecherin.
«Luftfahrt ist ein kompliziertes Geflecht. Das Netzwerk leidet weiter unter Corona-bedingten Herausforderungen.» So stünden derzeit nur rund 70 Prozent der Mitarbeiter für die Bodenabfertigung zur Verfügung. Die Zahl der Passagiere sei aber wieder auf 80 bis 85 Prozent des Niveaus vor der Pandemie gestiegen.
In Heathrow kommt es seit Wochen wie an anderen Airports europaweit immer wieder zu chaotischen Szenen. Es fehlt an Personal - wegen der Corona-Pandemie waren Beschäftigte entlassen worden, nun fehlen etliche Stellen. Ausserdem fallen Mitarbeiter immer wieder kurzfristig wegen Infektionen aus.
Deshalb führte der Flughafen jüngst ein Limit von 100'000 abfliegenden Passagieren pro Tag ein, das ab sofort bis zum 11. September gelten soll. Fluggesellschaften wurden aufgerufen, den Ticket-Verkauf für diesen Zeitraum einzustellen.
Lufthansa hält sich bedeckt
Die Lufthansa reagierte zurückhaltend. «Die Fluggesellschaften der Lufthansa Group arbeiten eng mit allen von uns bedienten Flughäfen zusammen, um einen möglichst stabilen und zuverlässigen Flugbetrieb zu gewährleisten», teilte der Konzern auf Anfrage mit. «Derzeit haben wir keine Verkaufsverbote oder Einschränkungen verhängt.»
Lufthansa habe bereits zahlreiche Flüge gestrichen. Erst am Mittwoch hatte Lufthansa rund 2000 weitere Verbindungen an den Drehkreuzen Frankfurt und München bis Ende August abgesagt. Es war bereits die dritte Welle von Streichungen in diesem Sommer.