Zurück in die Zukunft: Zwei alte Bekannte greifen nach Galeria
Der Unternehmer Richard Baker und sein Konsortium planen erneut, die deutsche Warenhauskette Galeria Kaufhof zu übernehmen.
Vor einigen Jahren versuchte die Warenhauskette HBC des Unternehmers Richard Baker vergeblich ihr Glück bei der deutschen Warenhauskette Galeria Kaufhof. Nun will er es in einem Konsortium erneut versuchen. Kann das gelingen?
Am Mittwoch will Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus den oder die neuen Eigentümer von Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) am Konzernsitz in Essen öffentlich präsentieren. Offiziell ist zwar noch nichts bestätigt, aber seit Dienstag ist bekannt, dass zwei alte Bekannte das Ruder der insolventen Warenhauskette übernehmen sollen. Ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners und dem Unternehmer Bernd Beetz will Galeria kaufen, wie die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag aus Verhandlungskreisen erfuhr. Zuvor hatte das «Handelsblatt» berichtet.
Unternehmen war bereits einmal Eigentümer von Kaufhof
Nur eine Woche nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens kommt Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus der Rettung des Unternehmens damit einen Schritt näher. Dennoch gibt es in den nächsten Wochen noch einiges zu tun. Denkhaus und Galeria-Chef Olivier van den Bossche werden dabei viel Überzeugungsarbeit leisten müssen.
Bei den Beschäftigten der Warenhauskette könnte sich die Begeisterung für den neuen Eigentümer nämlich eher in Grenzen halten. NRDC gehört dem Unternehmer Richard Baker, der auch die Mehrheit an der kanadischen Handelskette Hudson Bay Company (HBC) hält. Das Unternehmen war – mit Baker an der Spitze – ab 2015 schon einmal Eigentümer von Kaufhof.
Nach dem Kauf liefen die Geschäfte jedoch nicht rund, die Umsätze gingen zurück und Kaufhof schrieb unter dem Strich rote Zahlen. 2018 trat HBC schon wieder den Rückzug an. Die Signa-Gruppe des Unternehmers René Benko übernahm zunächst 50,01 Prozent des fusionierten Unternehmens Galeria Kaufhof Karstadt und 2019 dann alle Anteile.
Beetz war Aufsichtsratschef von Kaufhof
Nicht nur Baker ist im Unternehmen ein bekanntes Gesicht. Beetz, der dem neuen Eigentümer-Konsortium ebenfalls angehört, war 2018/19 Aufsichtsratschef von Kaufhof. Der heutige Galeria-Chef van den Bossche lenkte die Geschicke der Warenhaustochter unter dem Eigentümer HBC bis 2017. Das Wiedersehen mit Baker und Beetz ist also eine Zeitreise in die gar nicht allzu ferne Vergangenheit des Unternehmens.
Welche Rolle Baker und Beetz künftig spielen, ist bislang nicht bekannt. Offen sind auch andere Fragen: Warum soll es Baker diesmal gelingen, Galeria auf den Erfolgsweg zurückzuführen? Und mit welchem Konzept? Möglicherweise können die Investoren bei dem geplanten Termin am Mittwoch in Essen Antworten geben.
Konsequenzen für 12'800 Mitarbeitende
Der einstige Handelsriese ist in den vergangenen Jahren deutlich geschrumpft. Die Blütezeit der Kaufhäuser liegt Jahrzehnte zurück. Der Marktanteil liegt laut IFH nur noch bei 1,2 Prozent.
Anfang des Jahres schlossen die letzten Galeria-Filialen aus dem vorherigen Insolvenzverfahren. Aktuell gibt es nur noch 92. Sicher ist, dass weitere Standorte schliessen werden.
Wenn wie von Denkhaus anvisiert mindestens 60 Filialen bestehen bleiben, müssten rund 30 dichtmachen. Dies hätte nicht nur für viele der 12'800 Mitarbeitenden, die ihren Job verlieren könnten, weitreichende Konsequenzen. Weitere Filialschliessungen hätten auch Folgen für die betroffenen Städte.
Offen steht, wie viele Filialen übrig bleiben
Die Handelsberatung BBE hat die Auswirkungen von Galeria-Filialschliessungen untersucht. Das Ergebnis der kürzlich vorgestellten Studie: Zwischen Schliessung und Wiedereröffnung nach erfolgter Umnutzung liegen im Schnitt vier bis fünf Jahren. Mehr als 50 Prozent der 2019 und 2020 geschlossenen Kaufhäuser stehen immer noch leer.
Ein Gebäude in Velbert, in dem bis 2009 eine Hertie-Filiale war, steht seit 15 Jahren leer. Der Umbau soll 2027 fertiggestellt werden. Andere Städte dürften froh sein, wenn ihnen das erspart bleibt.
Wie viele Filialen übrig bleiben, hängt vom Verhandlungsgeschick des Insolvenzverwalters ab. Bis Ende April will er die Gespräche mit den Vermietern abschliessen und einen Insolvenzplan vorlegen. Die letzte Entscheidung über eine Übernahme trifft die Gläubigerversammlung, die am 28. Mai zusammenkommt, um über den Insolvenzplan abzustimmen. Bis dahin gibt es noch viel zu tun für Denkhaus.