Artenvielfalt-Erholung in Europas Binnengewässern stagniert

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Zürich,

Eine Forschungsgruppe mit Schweizer Beteiligung untersuchte die Artenvielfalt in Europas Gewässer. Die Erkenntnis: Seit 2010 stagniert deren Erholung.

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Frösche in einem Teich. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Erholung der Artenvielfalt in Europas Süsswasser-Ökosystemen stagniert seit 2010.
  • Zu diesem Schluss kam eine Analyse einer Forschungsgruppe mit Schweizer Beteiligung.

Eine internationale Forschungsgruppe mit Schweizer Beteiligung ist der Entwicklung der Artenvielfalt in Europas Süsswasser-Ökosystemen nachgegangen. Demnach konnten sich viele Binnengewässer in der Zeit zwischen 1968 und 2020 zwar erholen, um das Jahr 2010 kam diese Entwicklung aber mehr oder weniger zum Erliegen.

Angesichts anhaltender Umweltverschmutzung, des Klimawandels und der Ausbreitung invasiver Arten brauche es neue Anstrengungen, hiess es weiter im Fachblatt «Nature».

Sehr schlecht bestellt um die hier untersuchten wirbellosen Tiere in Europas Flüssen und Seen war es am Beginn der oft als «grosse Beschleunigung» bezeichneten Wirtschaftsentwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg.

In den 1950er- und 1960er-Jahren war der menschliche Einfluss auf die Ökosysteme in Europa vielerorts so angewachsen, dass immer mehr Süsswasserbewohner Giftstoffen oder Verbauungsmassnahmen kaum mehr etwas entgegensetzen konnten.

In der Folge «wurden zur Wiederherstellung von Süsswasserlebensräumen beispielsweise mit dem ‹US Clean Water Act› von 1972 und der EU-Wasserrahmenrichtlinie von 2000 wichtige Gegenmassnahmen ergriffen», so eine der Hauptautorinnen der neuen Untersuchung, Ellen A. R. Welti, vom Smithsonian's Conservation Ecology Center in den USA.

Rückgang der Verschmutzung

Etwa ab dem Jahr 1980 hätten diverse Schutzinitiativen dazu geführt, dass die Verschmutzung durch organische Substanzen und die Versauerung der Gewässer zurückgingen, heisst es in einer Mitteilung des deutschen Senckenberg Forschungsinstituts, bei dem der Studien-Erstautor Peter Haase tätig ist, und der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien.

«In der Schweiz führten der flächendeckende Einbau von Kläranlagen und die Ausfällung von Phosphor in Kläranlagen zu einem deutlichen Rückgang der organischen Verschmutzung ab etwa 1980», wird Florian Altermatt, Gruppenleiter am Wasserforschungsinstitut Eawag der ETH Zürich, in einer Mitteilung zitiert.

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Plastikmüll in Gewässer - AFP

Ein grosser Unterschied zu vielen anderen Ländern seien die alpinen Gewässer, die zum Beispiel durch die Stromproduktion und die Klimaerwärmung stärker beeinflusst werden als Flüsse im Tiefland.

Der Professor an der Universität Zürich war als einziger Vertreter einer Schweizer Forschungsinstitution an der Studie beteiligt und hat Daten über die Schweizer Insektenvielfalt beigetragen.

Wie sich diese Entwicklung über Jahrzehnte vollzogen hat und wo man nun steht, analysierte das Team, dem auch Boku-Forscherinnen und -Forscher aus Wien angehörten, anhand eines Datensatzes, der mehrere Jahrzehnte umfasst.

26'669 Proben untersucht

Insgesamt gingen in die Analyse 714'698 Beobachtungen von 2648 Wirbellosen aus 26'668 in 22 europäischen Ländern entnommenen Proben ein. Diese Tiere, etwa Krebse, Muscheln, Libellen, Eintags-, Stein-, und Köcherfliegen, erfüllen wichtige Aufgaben in den Ökosystemen.

Neben ihrer Funktion als Wasserreiniger «dienen sie als wichtige, gesetzlich in der Wasserrahmenrichtlinie verankerte Indikatoren für den Zustand unserer Süssgewässer», so Studien-Ko-Autorin Astrid Schmidt-Kloiber vom Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement der Boku.

Beim Blick auf den Europa-Durchschnitt über den gesamten Untersuchungszeitraum ergab sich eine Zunahme des Artenreichtums um etwas mehr als ein Prozent pro Jahr.

Bei genauerer Betrachtung zeigte sich jedoch, dass die Artenvielfalts-Zuwächse zum grössten Teil auf die Zeit vor dem Jahr 2010 entfielen. Seither tut sich beim Blick auf die allermeisten untersuchten Anzeiger für Biodiversität aber wenig. Zum Teil sind auch rückläufige Trends festzustellen. Die Erholung kam also zum Erliegen, wie die Wissenschaftler meinen.

Gleichzeitig habe man es aber auch nicht mit einer Art Sättigungseffekt zu tun. Viele Flusssysteme hätten sich nämlich bis 2010 nicht vollständig regenerieren können. Auch verzeichnete man Stagnation oder sogar erneute Biodiversitäts-Abwärtsbewegungen. Um den Gewässern weiter die Chance zu geben, sich zu erholen, brauche es daher weitere Anstrengungen.

Kommentare

User #5247 (nicht angemeldet)

Auf dem Land wird ist Artenvielfalt durch invasorischen Parasiten gefährdet. Bei Mensch und Tier. Gruss Käfer

User #2065 (nicht angemeldet)

wie der Mensch so zeigt sich die Natur

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