Berner Forscher landen Treffer bei Screening für Covid-19-Wirkstoffe
Berner Forschende haben einen Treffer für einen virushemmenden Wirkstoff gegen Sars-CoV gelandet. Der Weg zu einem Medikament ist aber noch weit.
Das Wichtigste in Kürze
- Berner Forschende haben einen virushemmenden Wirkstoff gegen Covid-19 gefunden.
- Bis daraus ein Medikament entstehen kann, ist es aber noch ein weiter Weg.
Weltweit suchen Wissenschaftler nach einem Heilmittel gegen Covid-19. Der grosse Durchbruch blieb bisher aber aus.
Eine vielversprechende Idee ist, Wirkstoffe zu untersuchen, die bereits gegen andere Krankheiten zugelassen wurden oder in klinischen oder Laborstudien erforscht werden. Der Vorteil dabei ist, dass sie Corona-Patienten theoretisch schneller zur Verfügung stehen würden. Doch dafür müssen sie wirksam sein.
Ein Berner Forschungsteam um den Virologen Ronald Dijkman untersuchte nun im Labor 400 antibakterielle, antifungale und antivirale Verbindungen auf virushemmende Eigenschaften gegen Sars-CoV-2. Sie fanden darunter einen vielversprechenden Kandidaten: Den Wirkstoff namens Retro-2.1, der sich in Laborstudien bereits gegen Entero- und Herpesviren als wirksam erwies.
Vergleichbare Wirkung wie Remdesivir
In einem ersten Schritt mit sogenannten Vero E6-Zellen identifizierten die Forschenden fünf Verbindungen, die Sars-CoV-2 hemmten. Bei dieser Zelllinie, die besonders empfänglich für das neue Coronavirus ist, handelt es sich um Nierenzellen von Grünen Meerkatzen.
In einem zweiten Schritt mit einer menschlichen Lungenzelllinie gab es jedoch nur noch einen Treffer: Retro-2.1, wie die Forschenden im Fachmagazin «Microorganisms» berichten. Diese Verbindung zeigte eine vergleichbare Wirkung wie das Kontrollmedikament Remdesivir.
Der Mechanismus, wie Retro-2.1 die Virusvermehrung unterbinde, müsse noch erforscht werden, sagte Dijkman im Gespräch mit Keystone-SDA. Und obwohl der Wirkstoff im Versuch virushemmend wirkte, sei der klinische Effekt nicht voraussagbar. Bis ein Medikament auf den Markt käme, dauere es wohl nicht Monate, sondern eher noch Jahre.
Bevor klinische Studien möglich seien, müsse Retro-2.1 auch in anderen Zelltypen seine Wirksamkeit unter Beweis stellen und schwere Nebenwirkungen in Tiermodellen ausgeschlossen werden. In einem nächsten Schritt möchte der Virologe mit seinem Team Retro-2.1 in Atemwegszellen testen.