Coronavirus schiebt «Overshoot Day» nach hinten
Ab heute leben wir in diesem Jahr auf Kosten der Zukunft. Der «Overshoot Day» kommt in diesem Jahr aber drei Wochen später als noch 2019, wegen des Coronavirus.
Das Wichtigste in Kürze
- Ab heute lebt die Menschheit für dieses Jahr auf Kosten der Zukunft.
- Der 22. August ist der diesjährige Erdüberlastungstag – auch «Overshoot Day» genannt.
- Wegen des Coronavirus verschob sich das Datum um gut drei Wochen nach hinten.
Heute ist «Earth Overshoot Day», oder auf Deutsch «Erdüberlastungstag». Ab heute hat die Menschheit 2020 mehr nachwachsende Rohstoffe verbraucht, als unser Planet in der Lage ist, zu reproduzieren.
In diesem Jahr fällt der Tag auf den heutigen Samstag, den 22. August. Das sind gut drei Wochen später als noch 2019, als der Erdüberlastungstag bereits am 29. Juli erreicht wurde.
Positiv also, könnte man meinen.
Allerdings: Das Coronavirus hat auch hier wieder seine Finger mit im Spiel. Ohne den Wirtschaftseinbruch und die weltweiten Lockdowns wäre der Tag gemäss dem Global Footprint Network (GFN) bereits auf den 22. Juli gefallen. Der ökologische Fussabdruck hat sich im Vergleich zum Vorjahr um fast zehn Prozent verringert.
CO2-Emissionen als Hauptgrund
Laut GFN, welches den Tag jährlich berechnet, sind die CO2-Emissionen etwa gegenüber 2019 um rund 14,5 Prozent zurückgegangen. Die Emissionen sind aber noch immer der Hauptgrund für den grossen ökologischen Fussabdruck der Weltbevölkerung.
Durch die Lockdowns von ganzen Ländern und Wirtschaftszweigen wurden diese Emissionen während kurzer Zeit reduziert.
Auch die Forstwirtschaft, welche einen grossen Einfluss auf die Berechnung hat, ging zurück. Während der Corona-Pandemie ging die Nachfrage nach Forstwirtschaftsprodukten zurück, in der Folge wurden weniger Bäume gefällt.
Coronavirus: Schweiz wegen CO2 kein gutes Vorbild
Wie eine Grafik des GFN zeigt, verbraucht die Schweizer Bevölkerung noch mehr, als ihr zur Verfügung steht: Um alle Ressourcen der Schweiz zu regenerieren, bräuchte es 4,6 Länder. 2019 hat die Schweiz die ihr zur Verfügung stehenden Ressourcen bereits am 7. Mai aufgebraucht.
Damit liegt die Schweiz zwar hinter Japan, welches fast achtmal so viel verbraucht, wie es zur Verfügung hat. Aber noch vor den USA, welche «nur» etwas mehr als zweimal seine Landesfläche benötigt.
Tag kommt immer früher
Der Erdüberlastungstag verlagerte sich in den vergangenen 20 Jahren nahezu kontinuierlich weiter nach vorn. Das heisst, der Bedarf der Menschheit übersteigt die Kapazitäten der Erde immer mehr.
Im Jahr 2000 fiel das Datum noch auf den 23. September. Mit dem 22. August befinden wir uns wieder auf dem Niveau von 2004.
Anders ausgedrückt bedeutet der Tag: Wir haben nur einen Planeten, verhalten uns aber, als hätten wir 1,6 Erden zur Verfügung.
Es braucht «Systemänderung, keine Katastrophe»
WWF Schweiz sagt auf Anfrage von Nau.ch, dass eine Verschiebung des Datums nach hinten mit Systemänderungen erreicht werden müsse «und nicht mit Katastrophen», so Corina Gyssler. Der diesjährige Rückgang sei auf die Corona-Krise zurückzuführen, und diese freue den WWF natürlich nicht.
Die Folge dieser ständigen Überlastung der globalen Puffer- und Regenerationsfähigkeiten führt den Umweltschützern zufolge etwa zu Entwaldung, Bodenerosion und Klimawandel.
Wer selbst ausrechnen möchte, wieviele Erden er mit seinem Lebensstil verbraucht, kann dies auf der Seite von WWF Schweiz tun.