Coronavirus: Wochenlange Symptome nach Infektion keine Seltenheit
Wer sich im Bekanntenkreis umhört, dem fällt auf: Menschen, die das Coronavirus hatten, klagen oft über wochenlange Symptome. Eine Immunologin klärt auf.
Das Wichtigste in Kürze
- Geimpft und geboostert – auch damit ist man vor Corona nicht sicher.
- Die meisten Menschen infizieren sich zwar, haben aber nur leichte Symptome.
- Viele beklagen, dass diese teils wochenlang anhalten. Wie dramatisch ist das?
«Seit Wochen kriege ich meinen Schnupfen nicht weg, meine Nase läuft ununterbrochen – langsam mache ich mir Sorgen.» Das sagt Leserreporter Michel W. zu Nau.ch.
Vor gut zwei Monaten hatte er sich mit dem Coronavirus infiziert. Seither plagen ihn noch immer leichte Symptome – Pfnüsel und Husten inbegriffen.
Auch Leserin Lisa B. sagt: «Ich bin einfach nur hundemüde. Ich habe mir schon überlegt, mich wegen Long Covid abklären zu lassen.»
Wer sich derzeit in seinem Bekanntenkreis umhört, dürfte genau solche Aussagen immer wieder hören. Menschen, die eigentlich einen milden Verlauf hatten, fühlen sich noch Wochen nach dem negativen Testergebnis schlapp. Muss man sich Sorgen machen?
Symptome vier Wochen nach Coronavirus sind nicht ungewöhnlich
Nein, sagt Expertin Carmen Scheibenbogen vom Institut für Medizinische Immunologie der Charité in Berlin zum «Spiegel»: Selten ist das nicht. Besorgniserregend auch nicht. «Es ist nicht ungewöhnlich, dass man vier Wochen nach dem Abklingen einer akuten Covid-19-Erkrankung noch Symptome hat.»
Der Grund dafür sei wahrscheinlich, dass das Immunsystem einiger Menschen recht intensiv auf den neuen Erreger reagiere. Dadurch werde es stark hochgefahren. Darum werde zwar das Virus bekämpft, das Immunsystem reagiere aber mit denselben Symptomen wie bei einer Infektion.
«Die Beschwerden bestehen, auch wenn das Coronavirus gar nicht mehr nachweisbar ist. Da liegt es nahe, dass die Immunreaktion dafür verantwortlich ist», so Scheibenbogen.
Wie werden Symptome, Long Covid und Post Covid unterschieden?
Doch wie lange sprechen wir noch von einer «normalen» Abgeschlagenheit und Konzentrationsstörungen, ab wann von Long Covid?
Halten die Symptome länger als vier Wochen an, spricht man von Long Covid, schreibt der «Spiegel». «Die gute Nachricht ist, dass die Beschwerden bei vielen Menschen in den ersten beiden Monaten von allein verschwinden», sagt Scheibenbogen. Wenn nach über drei Monaten noch immer Symptome bestehen, spricht man laut Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom Post-Covid-Syndrom.
Eine Auswertung aus Grossbritannien zeigt, dass Berichte über drei Monate andauernde Symptome bei Omikron keine Seltenheit sind. Der deutsche Virologe Janne Vehreschild erklärt gegenüber dem Magazin, dies könne aber auch andere Gründe haben: «Ich könnte mir vorstellen, dass es gar nicht so wenige Menschen gibt, die gerade mehrere Infektionen gleichzeitig durchmachen.»
Teilweise würden Kranke Erkältungssymptome nach der akuten Coronainfektion dann auch auf Covid-19 zurückführen, obwohl der Grund ein Schnupfen sei. Auch falle die aktuelle Welle zusammen mit der Allergiesaison.