Darum ist das Corona-Jahr nicht das schlimmste aller Zeiten
2020 wird in die Geschichtsbücher eingehen. Es ist das Jahr von Corona, von Rassenunruhen und Impeachment. Aber es ist nicht das schlimmste Jahr aller Zeiten.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Jahr 2020 sorgt bisher vor allem für traurige Schlagzeilen.
- Das Coronavirus und seine Folgen haben die Welt fest im Griff.
- Doch es kommt noch nicht einmal annähernd an das «schlimmste Jahr aller Zeiten» heran.
Buschbrände, ein drohender dritter Weltkrieg, Coronavirus, Rezession – das Jahr 2020 wartet bisher nur mit wenig positiven Schlagzeilen auf. «Das ist das schlimmste Jahr aller Zeiten», mag sich da so manch einer denken. Gleich vorweg: Dem ist nicht so. Es könnte alles noch viel, viel schlimmer sein.
Der Frage nach dem «schlimmsten Jahr aller Zeiten» wurde tatsächich wissenschaftlich untersucht. Anwärter auf den wenig ruhmreichen Titel gibt es so einige.
1349, 1918 oder 1939?
Wie wäre es zum Beispiel mit dem Jahr 1349, als die Pest schätzungsweise ein Drittel der europäischen Bevölkerung dahinraffte? Nein? Oder 1914 oder 1939, in denen der Erste, respektive der Zweite Weltkrieg ausbrach? Auch nicht?
Denn: Alles Pipifax gegenüber dem wahren schlimmsten Jahr aller Zeiten. Der Titel geht an... das Jahr 536!
Man mag sich jetzt fragen: «Was war denn so schlimm damals?» Prokopios, ein griechischer Historiker, der zu der fraglichen Zeit lebte, beschrieb das Jahr folgendermassen: «Die Sonne, ohne Strahlkraft, leuchtete das ganze Jahr hindurch nur wie der Mond und machte den Eindruck, als ob sie fast ganz verfinstert sei. Seitdem aber das Zeichen zu sehen war, hörte weder Krieg noch Seuche noch sonst ein Übel auf, das den Menschen den Tod bringt.»
Was soviel bedeutet wie: Es wurde kaum hell, Kriege und Krankheiten wüteten ohne Ende. Wissenschaflter Michael McCormick von der Harvard-Universität hat sich vor einigen Jahren eingehend mit der Periode beschäftigt. Sein Fazit: Das Jahr 536 machte den Auftakt für das dunkelste und kälteste Jahrzehnt der letzten rund 2300 Jahre.
In der Wissenschaft ist diese Zeit als «Wetteranomalie von 535/536» bekannt. Anhand der Jahresringe von Bäumen kamen Forscher zum Schluss, dass die Durchschnittstemperatur in diesem und den folgenden Jahren im Schnitt je um 2,5 Grad fiel.
Schnee im Sommer, Beulenpest in Ägypten
Berichte aus dieser Zeit zeichnen ein düsteres Bild: In China fiel Schnee im Sommer, in Irland wurde ein «Versagen von Brot» registriert, in Ägypten wütete die Beulenpest.
Aber weshalb wurde es dunkel und kälter? Da tappten die Forscher lange Zeit im Dunkeln. Bis McCormick und Glaziologoe Paul Mayewski 2018 polare Eiskerne in Grönland und der Antarktis untersuchten.
In diesen fanden sie Aschepartikel. Nachdem sie diese datierten, kamen sie zum Schluss: Massive Vulkanausbrüche in Island schleuderten Tonnen von Vulkanasche in den Himmel, der sich dann langsam um die ganze Welt verteilte.
Auf Dunkelheit folgte Hunger
Die resultierende Dunkelheit und die Kälte lösten weltweit eine Kettenreaktion aus: Durch die schwache Sonnenbestrahlung fielen die Ernten aus, Menschen verhungerten oder starben an Krankheiten, die sich dank dem geschwächten Immunsystem besser ausbreiten konnten.
Ganz so schlimm ist es 2020 (noch) nicht: Trotz Corona können wir uns immerhin an den warmen Sonnenstrahlen erfreuen – und dankbar sein, dass wir nicht im Jahr 536 leben.