US-Forscher verabreichten autistischen Kindern täglich einen Darmbakterien-Cocktail. Durch die mehrwöchige Therapie interagierten sie besser mit anderen.
Autist
Ein jugendlicher Autist steht in einem Park. - iStock

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Darmflora von Autisten ist anders als jene von Nicht-Autisten.
  • Durch einen diesbezüglichen Ausgleich verminderten sich die Autismus-Symptome.
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Menschen mit der Entwicklungsstörung Autismus haben andere Mikroorganismen im Darm als Nicht-Autisten. Auf dieser Erkenntnis basiert eine klinische Studie aus den USA .

18 Autisten im Alter von sieben bis 16 Jahren erhielten während mehreren Wochen täglich eine Stuhltransplantation mit der Darmflora von gesunden Personen. Drei Mal pro Tag in Form von Saft oder Schokoladenmilch oder einmal pro Tag als einstündiger Einlauf.

Verbesserung von Magen-Darm-Problemen

Dieser Bakteriencocktail bewirkte, dass die Kinder mehr und verschiedenere Bakterien im Darm hatten. Und dadurch weniger Magen-Darm-Probleme wie Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung, die bei Autisten mit dem Schweregrad ihrer Krankheit zusammenhängen.

Anhand von sechs verschiedenen diagnostischen Tests stellten die Forschenden fest, dass sich mehr als 17 Autismus-Symptome wie Probleme mit dem sozialen Verhalten oder die Fähigkeit, Bindungen einzugehen, gegenüber dem Beginn der Therapie signifikant verbesserten.

In der Childhood Autism Rating Scale CARS stellten die Wissenschaftler gar eine Verringerung der Symptome um bis zu 24 Prozent fest. Dieser Effekt hielt mindestens zwei Jahre nach der Therapie an, wie eine weiterführende Studie zeigte.

Stuhltransplantation hat viele Unbekannte

«Diese Ansprechrate ist erfreulich», sagt Michael Scharl, Professor an der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie am Universitäts-Spital Zürich. Dass in der aktuellen Studie standardisierte Darmflora zum Einsatz kam, hält Scharl für einen wichtigen Fortschritt.

Michael Scharl
Ein Portrait von Michael Scharl - Universität Zürich

Denn Stuhltransplantationen sind nicht ungefährlich: «Nachdem kürzlich der erste Patient in den USA an einer Stuhltransplantation verstorben ist, bleibt die Frage nach der Sicherheit», sagt Professor Gerhard Rogler, Direktor der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie am Unispital.

Gerhard Rogler
Ein Portrait von Gerhard Rogler - Universitätsspital Zürich

Andere Therapien mit demselben Effekt müssten entwickelt werden: «Die Stuhltransplantation hat viele Unbekannte».

Tests an autistischen Mäusen

Eine kürzlich publizierte Studie an Mäusen weckt diesbezüglich Hoffnung. Wissenschaftler vom California Institute of Technology (Caltech) haben Hinweise gefunden, wie die Verbindung Darm-Gehirn funktioniert.

Sie stellten fest, dass autistische Mäuse im Darm geringere Konzentrationen von zwei Stoffwechselprodukten haben, die beeinflussen, welche Form von Proteinen im Gehirn hergestellt werden.

Führten die Forscher autistischen Mäusen diese Stoffwechselprodukte zu, verringerten sich ihre Symptome. Allerdings üben andere Wissenschaftler Kritik an der Methodik der Studie, die Daten sollen nun von unabhängigen Statistikern neu analysiert werden.

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«Nau forscht»

Im Rahmen dieser Serie erscheint jeden Sonntag ein exklusiver Beitrag des Wissenschaftsmagazins «higgs».

Dieser Beitrag wurde verfasst von Rahel Urech.

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