Genmutation bei seltener Form von Nervenkrankheit entdeckt

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Zürich,

Ein internationales Forschungsteam mit Zürcher Beteiligung hat seltene Mutationen in einem Gen identifiziert, die einer früh auftretenden Form der motorischen Nervenkrankheit ALS zugrunde liegen. Ihre Ergebnisse stellten sie im Fachmagazin «Nature Medicine» vor.

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Der HLA-Subtyp namens HLA-C*04:01 soll öfters mit einem schweren Verlauf zusammenhängen. - Keystone

Ein internationales Forschungsteam mit Zürcher Beteiligung hat seltene Mutationen in einem Gen identifiziert, die einer früh auftretenden Form der motorischen Nervenkrankheit ALS zugrunde liegen. Ihre Ergebnisse stellten sie im Fachmagazin «Nature Medicine» vor. Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist eine bisher nicht heilbare Erkrankung, die Nerven zerstört und Muskeln lähmt.

Die Motoneurone, welche die Muskeln steuern, sterben zunehmend ab. Weltweit sind schätzungsweise 400'000 Menschen betroffen, in der Schweiz gibt es zwischen 500 bis 600 ALS-Patienten. Bei den meisten Betroffenen tritt ALS spontan im Alter von fünfzig bis siebzig Jahren auf. Eine seltene, durch Genmutationen ausgelöste Form der Krankheit kann aber auch Kinder betreffen.

In Erbgutanalysen identifizierte das Team um Carsten Bönnemann vom US-amerikanischen National Institute of Neurological Disorders and Stroke (NINDS) Genmutationen bei 11 ALS-Patienten, die die Krankheit früh in der Kindheit entwickelten. Alle Mutationen betrafen das Gen mit dem Namen SPTLC1.

Dieses trägt den Bauplan für ein Enzym, das ein wichtige Rolle bei der Bildung von sogenannten Sphingolipiden spielt. Das sind spezielle Fette, die besonders reichlich im Nervensystem vorhanden sind. Im Blut der Patienten entdeckten die Forschenden, dass die Spiegel dieser Lipide abnormal hoch waren.

Laborversuche legten nahe, dass die «Bremsfunktion» des Enzyms durch die Genmutation sozusagen lahmgelegt wurde. Als Bremse diene ein anderes Protein, das seine Funktion infolge der Mutation nicht mehr richtig ausführen könne, erklärte Mitautor Thorsten Hornemann von der Universität und dem Universitätsspital Zürich gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Dementsprechend würden die Zellen Sphingolipide im Übermass produzieren, was zu fortschreitenden Nervenschäden und ALS führe.

In weiteren Versuchen schleuste das Team sogenannte RNA-Antisense-Stränge gegen das mutierte Protein in Kulturen von Zellen der Patienten ein. Dadurch stellten die Zellen weniger von dem mutierten Enzym her und es gelang, die entartete Sphingolipid-Produktion quasi zu zähmen.

Nach Ansicht der Forschenden könnte ihr Ansatz ein molekularer Angriffspunkt für die Behandlung dieser seltenen Form von ALS darstellen. Beispielsweise könnte mithilfe einer entsprechenden Gentherapie oder auch eines sogenannten Inhibitors die Sphingolipid-Produktion gehemmt oder verlangsamt werden. Derzeit werde ein Mädchen in China, das ebenfalls diese Genmutation aufweise, testweise mit einem solchen Hemmstoff behandelt - was zu funktionieren scheine, so Hornemann.

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