Grundlage für mögliche neue Tuberkulose-Therapie geschaffen
Forscher der Universität Zürich sind einer Bekämpfung von Tuberkulose auf der Spur. Sie entschlüsselten das Protein, das dem Bakterium Eisen liefert.
Das Wichtigste in Kürze
- An der Universität Zürich ist man einer Bekämpfung von Tuberkulose auf der Spur.
- Forscher entschlüsselten das Protein, welches für das Bakterium Eisen produziert.
- Die Tuberkulose ist weltweit die tödlichste Infektionskrankheit.
An der Universität Zürich (UZH) ist man einer Methode auf der Spur, wie Tuberkulose-Bakterien «ausgehungert» werden können. Forschende haben die Struktur des Proteins entschlüsselt, welches das für das Bakterium überlebenswichtige Eisen transportiert.
Die Tuberkulose führt die weltweite Statistik der tödlichen Infektionskrankheiten an. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO starben 2019 rund 1,5 Millionen Menschen an dieser Krankheit, die vorwiegend die Lunge befällt.
Neue Medikamente gegen Tuberkulose sehr wichtig
An sich ist Tuberkulose therapierbar. Allerdings gibt es immer mehr multiresistente Mycobakterium-tuberculosis-Stämme, die gegen viele der wirksamsten Tuberkulose-Antibiotika unempfindlich sind.
Neue Medikamente zur Behandlung der Infektionskrankheit sind also dringend von Nöten. Dies umso mehr, als möglicherweise durch Covid-19 geschwächte Patienten besonders anfällig sind für Tuberkulose. Dies sagt Markus Seeger, der Leiter des Forschungsteams.
Die Wissenschaftler haben den Weg zu einem neuen Heilmittel vorgespurt: Sie haben das Eiweiss IrtAB, das für den Eisentransport von der Wirtszelle in das Bakterium verantwortlich ist, im Detail analysiert. Ein nächster Schritt wäre ein Medikament, welches das «Taxiprotein» beschädigt oder eliminiert. «Fehlt IrtAB oder funktioniert es nicht, kann sich M. tuberculosis in der menschlichen Zelle nicht mehr vermehren», sagt Seeger.
Auch Krankheitserreger benötigen Eisen
Alle lebenden Organismen, auch Krankheitserreger, benötigen Eisen, um überleben zu können, schreiben die Wissenschaftler in einer Mitteilung vom Mittwoch. Wird eine menschliche Zelle mit Krankheitserregern wie M. tuberculosis infiziert, verringert sie die Eisenkonzentration auf ein Minimum und versucht so, den Eindringling auszuhungern.
Die Tuberkulose-Bakterien beginnen darauf, kleine Moleküle – so genannten Mycobactine – freizusetzen, sie schicken gleichsam Zofen auf Einkaufstour. Diese können freies Eisen sehr gut binden und es daher der Wirtszelle entreissen. Das von Mycobactin eingefangene Eisen wird anschliessend vom Protein IrtAB in das Bakterium hinein transportiert.
Mit einer Kombination aus Kryo-Elektronenmikroskopie und Röntgenkristallografie haben die Forschenden erstmals die detaillierte dreidimensionale Struktur des Transportproteins IrtAB bestimmt. Diese Analyse erfolgte in Zusammenarbeit mit Ohad Medalia, Professor am Institut für Biochemie der UZH.