James-Webb-Teleskop - Haben wir «das Universum falsch verstanden»?
Messwerte des Planck-Weltraumteleskops zur Expansionsgeschwindigkeit des Universums weichen von den Messwerten des Hubble-Teleskops ab.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Weltraumforschung ergeben sich unterschiedliche Werte für die Ausdehnung des Alls.
- Das James-Webb-Teleskop bestätigt bisher, dass es sich nicht um Messfehler handelt.
- Das All scheint sich in der Nähe schneller auszudehnen als in seiner Gesamtheit.
Mittels der Expansionsrate wird berechnet, wie schnell sich das Universum ausdehnt. Dazu wird die Entfernung weit entlegener Galaxien mit hoher Genauigkeit bestimmt. Unter anderem diese Aufgabe übernimmt seit 30 Jahren das Hubble-Weltraumteleskop.
Die Ergebnisse des Hubble-Teleskops weichen jedoch von den Messwerten ab, welche das Planck-Weltraumteleskop berechnet. Letzteres gehört der Europäischen Weltraumorganisation ESA.
James-Webb-Teleskop bestätigt: Kein Messfehler
Um Messfehler auszuschliessen, arbeiten nun das Hubble- und das James-Webb-Teleskop zusammen: Die NASA verkündet in einer Pressemitteilung die Vermutung, dass kein Messfehler, sondern etwas anderes die (abweichende) Expansionsrate beeinflusst.
In dem Fall bliebe «die reale und aufregende Möglichkeit, dass wir das Universum falsch verstanden haben», äussert Adam Riess. Der Physiker erhielt 2011 den Nobelpreis für seine Entdeckung der Expansionsbeschleunigung des Universums durch «dunkle Energie».
Wie die Wirtschafts- und Technologieplattform «t3n» berichtet, bestätigte das James-Webb-Teleskop bereits 2023 die Korrektheit der Hubble-Messungen. Durch den Abgleich von Daten noch weiter entfernter Sterne sollte infolge ein Messfehler gänzlich ausgeschlossen werden.
Riess erläutert: «Wir haben nun den gesamten Bereich dessen erfasst, was Hubble beobachtet hat. Und wir können einen Messfehler als Ursache der Hubble-Spannung mit sehr hoher Sicherheit ausschliessen.»
Das Universum «überholt sich selbst»
Die «Hubble-Spannung» beschreibt dabei die Diskrepanz des Messwertes, die sich wie folgt äussert: «Das Universum scheint sich in unserer Nähe, bis zur Entfernung von drei Milliarden Lichtjahren, schneller auszudehnen als in seiner Gesamtheit. Und das dürfte eigentlich nicht sein», erklärt Astrophysiker Pavel Kroupa.
Neu gesammelte Daten des James-Webb-Teleskops sollen jetzt mit den Hubble-Daten zusammengeführt werden. Für Riess ist klar: «Die Kombination von Webb und Hubble bietet uns das Beste aus beiden Welten.»