Junge Orang-Utan-Männchen nehmen sich nicht die Mama zum Vorbild

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Zürich,

Junge weibliche Orang-Utans richten ihre Aufmerksamkeit fast ausschliesslich auf ihre Mutter, um von ihr zu lernen. Bei männlichen Jungtieren ist dies anders.

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Ein junges Orang-Utan-Weibchen schaut seiner Mutter zu, wie sie mit einem Stöckchen Nahrung aus einem Baumloch holt. (Handout Plos Biology) - sda - Guilhem Duvot

Das Wichtigste in Kürze

  • Junge weibliche Orang-Utans schauen sich ihr Verhalten von der Mutter ab.
  • Männliche Jungtiere kopieren hingegen oft Artgenossen, die aus anderen Gebieten stammen.
  • Wenn sie geschlechtsreif sind, werden sie nämlich selber umherwandern.

Insekten aus Zweigen saugen oder mit Stöcken aus Baumlöchern fischen, Früchte schälen, aufbrechen und entkernen: Junge Orang-Utans müssen sich ein grosses Repertoire an Wissen und Fähigkeiten aneignen, um im Erwachsenenalter alleine in der Wildnis zu überleben. Ein Jungtier beobachtet deshalb wachsam, was und wie seine Artgenossen essen.

Dabei richtet ein junges Orang-Utan-Weibchen seine Aufmerksamkeit vor allem auf seine Mutter. Es isst praktisch alles, was seine Mama zu sich nimmt. Anders die jungen Männchen: Je älter sie werden, desto öfters kopieren sie das Verhalten anderer Artgenossen, insbesondere solcher aus fremden Gebieten. Davon berichtet ein internationales Forschungsteam um die Evolutionsbiologin Caroline Schuppli vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie und der Universität Zürich im Fachmagazin «Plos Biology».

Forschende analysierten über 2300 Blicke

Für ihre Studie beobachtete das Team während rund 13 Jahren zwei wilde Orang-Utan-Gruppen auf Sumatra und Borneo. Sie analysierten die Anzahl der Blicke, die fünfzig Jungtiere (16 Weibchen und 34 Männchen) ihren Artgenossen während derer Nahrungsbeschaffung zuwarfen. Insgesamt flossen über 2300 dieser Blicke in die Studie ein.

Die unterschiedlichen Verhaltensweisen der Weibchen und Männchen entwickelten sich in einer Zeit, während der die Jungtiere noch ständig mit ihrer Mutter unterwegs sind. Tatsächlich dauert es bei Orang-Utans rund acht Jahre, bis sie sich die zum Überleben notwendigen Fähigkeiten angeeignet haben. Solange bleiben sie in der Obhut ihrer Mutter.

Orang Utans
Orang-Utans sind vom Aussterben bedroht. - Unsplash

Gemäss den Autoren ist es für die jungen Weibchen wahrscheinlich wertvoll, ein vertieftes Wissen über ihr Geburtsgebiet zu erwerben. Denn sie leben normalerweise dort weiter, wo sie geboren wurden. So nahmen sie sich neben ihrer Mama auch häufiger als die Männchen andere Artgenossen zum Vorbild, die aus der Nähe ihres Geburtsorts stammten.

Junge Männchen konzentrieren sich hingegen öfters auf aus der Fremde eingewanderte Orang-Utans. Sobald die Tiere nämlich geschlechtsreif sind, wandern sie für lange Zeit zwischen verschiedenen Gebieten umher. Und ein möglichst breites Wissensrepertoire hilft, auch in unbekannter Wildnis zu überleben.

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