Klimawandel im Alpenraum: Einfluss der Böden bisher kaum erforscht

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Dietikon,

Mit dem Klimawandel verändert sich die Alpenflora. Dabei spielen Böden eine entscheidende Rolle, die aber bisher kaum erforscht ist.

Klimawandel
Sind wenig Nährstoffe verfügbar, ist die Alpenmargerite im Vorteil. Mit dem Klimawandel verändert sich die Flora der Alpen, wobei Böden eine zentrale, aber kaum erforschte Rolle spielen. - sda - Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0

Das Wichtigste in Kürze

  • Forscher kritisieren, dass die Böden im Alpenraum zu wenig erforscht werden.
  • Sie spielen im Zusammenhang mit dem Klimawandel eine grosse Rolle.
  • Wird der Boden erwärmt, führt das zu CO2-Verlust, was die Alpenflora stark verändert.

Der Alpenraum erwärmt sich im Zuge des Klimawandels besonders stark. Pflanzen erobern dadurch immer höhere Lagen, die Pflanzenwelt verändert sich drastisch. Wissenschaftler der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) weisen in einem Übersichtsartikel im Fachblatt «Science» darauf hin, dass die Rolle der alpinen Böden bei den Verschiebungen der Pflanzenwelt im Zuge des Klimawandels noch weitgehend unerforscht ist.

«Böden sind die Terra incognita des alpinen Raums», liess sich Frank Hagedorn von der WSL in einer Mitteilung der Forschungsanstalt zitieren. In ihnen stecke die grösste Artenvielfalt des Hochgebirges. Bisher sei aber nur ein Bruchteil der Funktionen dieser Organismen bekannt.

Bodenorganismen treiben Stoffkreisläufe an und stellen Nährstoffe für das Pflanzenwachstum zur Verfügung. Die Zersetzungsprozesse durch die Mikroorganismen bestimmen zudem, wie viel Kohlenstoff im Boden gespeichert wird.

Klimawandel durch tauenden Permafrost befeuert

Die Rolle der Böden im Klimawandel ist dabei komplex: Taut der Permafrost im Hochgebirge, wird ein Teil des gespeicherten Kohlenstoffs frei und könnte als CO2 den Klimawandel weiter befeuern. Andererseits fördern die höheren Temperaturen das Pflanzenwachstum an der Vegetationsgrenze; die Pflanzen speichern wiederum CO2.

Klimawandel
Der Klimawandel wirkt sich auf die Alpenflora aus. (Symbolbild) - Keystone

Daten deuten jedoch darauf hin, dass unterm Strich die CO2-Verluste der Böden dominieren werden, so Hagedorn. Er und sein Team führten bei Davos ein Experiment durch, bei dem die Forschenden mit Heizkabeln den Boden erwärmten. Dies führte zu CO2-Verlust und veränderte die Zusammensetzung der Gemeinschaft der Bodenorganismen, was in der Folge die Verfügbarkeit von Nährstoffen für das Wachstum von Pflanzen erhöhte.

Mit dem Klimawandel dürften sich somit die Bodengemeinschaften im alpinen Raum verändern. Die Nährstoffverfügbarkeit wiederum wird – neben den steigenden Temperaturen – die Alpenflora prägen.

Forscher wollen Böden verstärkt untersuchen

Wenn Pflanzen immer höhere Lagen erobern, brauchen sie Boden, der Wasser und Nährstoffe speichert. Dessen Bildung hinke der Erwärmung jedoch hinterher, sagte Hagedorn. Bis sich neuer Boden aus Gestein bildet braucht es Jahrhunderte bis Jahrtausende. Das bedeutet einen Nachteil für jene Pflanzen, die nährstoffreiche Böden brauchen, und einen Vorteil für anspruchslose Pflanzenarten wie die Alpenmargerite oder das Alpenrispengras.

Trotz der zentralen Rolle, die alpine Böden somit spielen, seien sie wenig erforscht, bemängelt Hagedorn. Es existiere bisher nur eine einzige Aufnahme eines Bodenprofils oberhalb der Waldgrenze. Böden und die darin lebenden Organismen sollten fester Bestandteil von langfristigen Beobachtungsprogrammen werden, fordern die Autoren des Übersichtsartikels.

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