Klimawandel: Südpol erwärmt sich viel schneller als gedacht
Starke Erwärmung und Eisrückgang durch Klimawandel: Der Zustand der Antarktis ist einer Studie zufolge «extrem beunruhigend».
Das Wichtigste in Kürze
- Die Antarktis erwärmt sich stärker, als die Modelle vorhergesagt haben.
- Forscher befürchten nun verheerende Folgen wie einen enormen Anstieg des Meeresspiegels.
Die Antarktis könnte sich fast doppelt so schnell erwärmen wie der Rest des Planeten, und das schneller als Klimamodelle vorhersagen. Trifft dies ein, hätte das weitreichende Auswirkungen auf den globalen Meeresspiegelanstieg.
Forscher analysierten 78 antarktische Eisbohrkerne, um Temperaturen aus den letzten 1000 Jahren zu rekonstruieren. Sie stellten fest, dass die Erwärmung auf dem Kontinent über das hinausgeht, was durch natürliche Schwankungen zu erwarten wäre.
Dabei gilt die in der Studie untersuchte Westantarktis als besonders anfällig für Erwärmung. Sollte deren Eisdecke zusammenbrechen, würde das den globalen Meeresspiegel um mehrere Meter anheben.
Konkrete Beweise für polare Verstärkung
Schon seit Langem gehen Klimaforscher davon aus, dass sich Polarregionen schneller erwärmen als der Rest der Erde. Dieses Phänomen wird polare Verstärkung genannt. Nachdem dieses bereits in der Arktis beobachtet wurde, scheint es nun auch in der Antarktis nachgewiesen werden zu können.
Mathieu Casado vom Laboratoire des sciences du climat et de l'environnement in Frankreich und Hauptautor der Studie sagt: «Wir haben direkte Beweise dafür gefunden, dass auch die Antarktis nun eine polare Verstärkung durchläuft.»
Und weiter: «Es ist extrem beunruhigend, eine solch deutliche Erwärmung in der Antarktis zu sehen, die über natürliche Schwankungen hinausgeht.»
Casado und sein Team untersuchten 78 antarktische Eisbohrkerne, die Temperaturaufzeichnungen enthalten. Sie verglichen diese Temperaturen mit Klimamodellen und Beobachtungen.
Die im Journal «Nature Climate Change» veröffentlichte Studie ergab, dass sich die Antarktis mit einer Rate von zwischen 0,22 und 0,32 Grad Celsius pro Jahrzehnt erwärmt.
Die Vorhersagen der Klimamodelle beliefen sich jedoch nur auf 0,18 Grad pro Jahrzehnt.
Auch die australische Eiskernexpertin Sarah Jackson hält die Studienergebnisse für «zutiefst beunruhigend».
Sie sagt zum britischen «Guardian»: «Alle unsere Prognosen für den zukünftigen Meeresspiegelanstieg verwenden diese niedrigen Erwärmungsraten. Unsere Modelle könnten den Eisverlust unterschätzen.»
Erwärmung auf den menschengemachten Klimawandel zurückzuführen
Ähnlich sieht es Klimaforscher Kyle Clem aus Neuseeland. Auch wenn die Antarktis massiven natürlichen Schwüngen ausgesetzt sei, zeige die Studie «das Auftreten einer anthropogenen polaren Verstärkung.»
Eine wärmere Antarktis würde wahrscheinlich auch zu weiteren Verlusten von Meereis führen. Das hätte Auswirkungen auf die «Erwärmung der Ozeane, die globale Ozeanzirkulation und Meeres-Ökosysteme».