Neue Art eines kleinen Meeressauriers in Graubünden entdeckt
Spektakuläre Entdeckung in Graubünden: Forscher haben die Fossilien einer bisher unbekannten Meeressaurier-Art gefunden.
Das Wichtigste in Kürze
- In Graubünden wurde eine neue Meeressaurier-Art entdeckt.
- Die Art soll vor rund 240 Millionen Jahren gelebt haben.
In den Bündner Bergen haben Paläontologen Fossilien einer bislang unbekannten Meeressaurier-Art geborgen. Das nur rund 50 Zentimeter kleine Tier lebte vor rund 240 Millionen Jahren an den Küsten des Urozeans Tethys, der damals weite Teile der Schweiz bedeckte.
Seit vielen Jahren suchen Paläontologinnen und Paläontologen in den 241 Millionen Jahre alten Kalkschichten bei der Ducanfurgga, gelegen auf 2740 Metern Höhe südlich von Davos, nach Fossilien.
Eingeschlossen in dieser besonderen Gesteinsschicht förderten sie nun sechs vollständige, gut erhaltene Skelette von sogenannten Pachypleurosauriern zutage. Das sind echsenartige Meeresreptilien, die hauptsächlich in der mittleren Triaszeit lebten und später, wahrscheinlich aufgrund von Klima- und Umweltveränderungen, ausstarben.
Neue Art heisst Prosantosaurus scheffoldi
Wie die Forschenden unter Leitung des Paläontologischen Museums der Universität Zürich um Nicole Klein und Torsten Scheyer im Fachblatt «Swiss Journal of Palaeontology» berichten, handelt es sich bei den in den Bündner Bergen entdeckten Exemplaren um eine bislang neue Gattung und Art eines Pachypleurosauriers.
Insbesondere zwei Merkmale im Schädel seien «wirklich einzigartig» für den neuen Pachypleurosaurier, sagte der Paläontologe Scheyer im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Der Knochen im Schädeldach sowie derjenige für die Schnauzenspitze würden sich deutlich von den Knochen anderer Pachypleurosaurier unterscheiden.
Getauft wurde die neue Art auf den Namen Prosantosaurus scheffoldi. Sie zeichnete sich mit ihren rund fünfzig Zentimeter Körperlänge aus durch einen längeren Hals und Schlängelschwanz. In ihrem Aussehen ähnelte die Art heutigen Waranen.
Untersuchung des Zahnwechsels bringt neue Erkenntnisse
Als Fleischfresser ernährte sich das Meeresreptil laut Scheyer wohl von kleineren Fischen und Krustentieren, die es mit seinen spitzigen Zähnen aufspiessen konnte und anschliessend ganz verschluckte. Brachen die Zähne ab, wurden sie durch Ersatzzähne ausgetauscht.
Das konnten die Forschenden an einem der ausgegrabenen Kiefer festmachen, der einem Tier gehörte, bei dem der Zahnwechsel gerade stattfand: Während die Zähne in der äusseren Reihe teilweise schon ausgefallen waren, wuchsen in einer inneren Reihe die Ersatzzähne nach. Es sei das erste Mal, dass ein Zahnwechsel für eine europäische Pachypleurosaurierart beschrieben werden konnte, sagte Scheyer.
Zahnwechsel kennt man auch von anderen Sauriern, von Pachypleurosauriern allerdings bislang nur von einer Art aus China. «Es ist sehr aufschlussreich, den Prozess des Zahnwechsels genau zu untersuchen», so der Paläontologe. Denn finde man heraus, wie oft und schnell die Tiere ihre Zähne austauschten, gewinne man detailliertere Einblicke in ihre Lebensweise und Jagdtechniken.