Der Parasit Toxoplasma gondii beraubt Mäusen ihrer natürlichen Furcht vor Katzen. Es macht sie zutraulich zu ihrem Fressfeind.
Toxoplasma gondii
Eine Katze beobachtet eine Maus. - pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Parasit Toxoplasma gondii beraubt Mäusen ihrer natürlichen Furcht vor Katzen.
  • Genfer Forschende konnten beweisen, dass er zu allgemeinen Verhaltensänderungen führt.
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Der Parasit Toxoplasma gondii ist ein ganz perfider: Er beraubt Mäuse ihrer natürlichen Furcht vor Katzen und macht sie zutraulich zu ihrem Fressfeind. Der Parasit will, dass die Maus verzehrt wird. Denn: Der Verdauungstrakt der Katze – das ist der Ort, wo er hin will. So weit der bisherige Kenntnisstand.

Forschende der Universität Genf haben nun aber bewiesen, dass die Auswirkung des Toxoplasmose-Befalls gar nicht so spezifisch sind wie angenommen. Die durch den Parasiten gebildeten Zysten im Hirn machen Mäuse nicht bloss zutraulich zu ihrem grössten Feind. Sie führen zu einer allgemeinen Verhaltensänderung. Das gilt in geringerem Mass auch für an Toxoplasmose leidende Menschen.

Toxoplasma gondii auch mit Ratten getestet

Je mehr Zysten das Gehirn aufweist, desto hemmungsloser wird die Maus: Furcht und Stress nehmen ab, Neugier und Wagemut nehmen zu. Erste Effekte zeigen sich ab 200 Zysten. Zwischen 500 und 1000 Zysten gelangt der Leichtsinn zu voller Blüte. Und zwar nicht nur Katzen gegenüber.

Toxoplasma gondii
Der Toxoplasma gondii nimmt Mäusen die Furcht vor Katzen. - pixabay

Die Forscher experimentierten auch mit Ratten. Gesunde Mäuse verfallen in deren Gegenwart in extreme Panik. Die infizierten Mäuse hingegen spazierten den Ratten sogar auf dem Buckel herum.

Jeder Frau, die schon einmal schwanger war, ist Toxoplasmose ein Begriff: Die Krankheit gehört zu den grössten Schreckgespenstern von werdenden Müttern. Sie kann den Fötus so stark schädigen, dass es zur Fehlgeburt kommt. Ansteckungsherd ist beispielsweise schlecht durchgebratenes Fleisch, das Zysten enthält, aber auch Katzenkot. Von der Säuberung des Katzenklos wird Schwangeren dringend abgeraten.

Gefahr für Personen mit verminderter Immunabwehr

30 bis 80 Prozent der Bevölkerung sind von Toxoplasma gondii infiziert. Das schreiben die Forschenden um Dominique Soldati-Favre der Abteilung für Mikrobiologie und Ivan Rodriguez der Abteilung für Genetik hervor. Viele Menschen tragen seit Jahren Zysten in sich, die meisten unbemerkt. Im Allgemeinen halte das menschliche Immunsystem die Infektion in Schach.

Universität Genf université genève
Die Universität Genf. - Keystone

Gefahr droht vor allem Personen mit verminderter Immunabwehr: HIV-Infizierten etwa oder Krebspatienten, welche Immunsuppressiva nehmen müssen. Bei diesen Personen könne sich eine leichte Verhaltensänderung bemerkbar machen, so Soldati-Favre. Ausserdem sehe es danach aus, als ob Toxoplasmose die Entwicklung von anderen neurologischen Erkrankungen wie Schizophrenie, Parkinson oder Alzheimer befördere.

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