Placebo hilft genauso gut wie teure Medizin gegen Gelenkschmerzen
Eine Studie zeigt: Eine Placebo-Therapie hilft genauso gut gegen Schulterschmerzen wie eine Behandlung mit teuren Medikamenten.
Das Wichtigste in Kürze
- Wenn Menschen Schulterschmerzen beklagen, ist der Grund oft eine «Kalkschulter».
- Diese lässt sich zwar ambulant behandelt, kostet aber eine Stange Geld.
- Das scheint nicht nötig – eine Studie zeigt, dass eine Placebo-Therapie auch funktioniert.
Wenn das Armstrecken weh tut, könnte die sogenannte «Kalkschulter» verantwortlich sein. Dabei verursachen Kalkeinlagerungen in der Schultersehne starke Schmerzen. Eine gängige Behandlungsmethode ist die ultraschallgesteuerte Lavage. Hört sich komplex an, ist aber lediglich ein kleiner, wenn auch kostspieliger, Eingriff.
Bei dieser Methode wird nämlich eine Kochsalzlösung in die Schulter gespritzt, um den Kalk aufzulösen und das Gelenk zu reinigen. Oftmals erfolgt diese Therapie in Kombination mit einer antientzündlichen Kortison-Injektion, so der «Spiegel».
Ob das aber überhaupt nötig ist, stellt eine kürzlich im «British Medical Journal» veröffentlichte Studie von norwegischen und schwedischen Forschenden infrage. Die Gruppe fand heraus, dass der Eingriff auf lange Sicht nicht besser wirkt als eine Placebo-Behandlung.
Probanden machten Physiotherapie-Übungen
Für ihre Studie wurden aus 218 Patienten mit Kalkschulter drei zufällige Gruppenkonstellationen zusammengestellt.
Eine Gruppe erhielt eine Lavage plus eine Kortison-Injektion. Einer zweiten Gruppe wurde die Lavage nur vorgetäuscht und sie bekam zusätzlich das Kortison. Die dritte Gruppe wurde lediglich mit einer Scheintherapie, also mit einem Placebo, behandelt.
Alle Patienten wurden nach der Behandlung gebeten, zu Hause ein physiotherapeutisches Übungsprogramm durchzuführen.
Langfristig bringt Therapie gleich viel wie Scheinbehandlung
Die Ergebnisse waren eindeutig und sprechen gegen die teure Ultraschall-Therapie: Beide Gruppen, die eine Kortison-Injektion erhalten hatten, berichten von einer besseren Schmerzlinderung als die Placebo-Gruppe.
Doch nach vier Monaten gab es weder signifikante Unterschiede hinsichtlich der Schmerzen noch der Funktionseinschränkung der Schulter zwischen den Gruppen.
«Die Ergebnisse sollten dazu führen, den Einsatz der ultraschallgesteuerten Lavage kritisch zu überdenken», so die Forschenden. Sie empfehlen, bei zukünftigen Studien zur Behandlung der Kalkschulter auch Physiotherapieprogramme zu untersuchen. Sollten weitere Studien ihre Erkenntnisse stützen, könnte die Lavage künftig einen schweren Stand haben.