«Rasenmäher»-Eltern verweichlichen Kids – oder?

Nicola Aerschmann
Nicola Aerschmann

Bern,

Autorin Susanne Nickel kritisiert Eltern, die ihren Kindern alle Hindernisse aus dem Weg räumen. Gegenüber Nau.ch schätzt eine Expertin deren Aussagen ein.

Rasenmäher Eltern
Eine Person mäht den Rasen vor einem Kinderspielplatz. Im übertragenen Sinn können Rasenmäher-Eltern für Kinder eine Gefahr darstellen. (Symbolbild) - pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Sogenannte Rasenmäher- oder Curling-Eltern sind gefährlich, warnt eine deutsche Autorin.
  • Erziehungswissenschaftlerin Kira Ammann erachtet solche Begriffe nicht als zielführend.
  • Zudem erklärt sie, weshalb es für Kinder nicht gut ist, wenn man sie zu sehr schützt.

Immer wieder tauchen Begriffe auf, die ein bestimmtes Verhalten von Eltern umschreiben sollen. Die Bezeichnung «Helikopter-Eltern» hat sich in der Umgangssprache beispielsweise etabliert. Damit sind Erwachsene gemeint, die ihre Kinder praktisch ständig überwachen (um sie kreisen).

Autorin Susanne Nickel warnt nun in einer «Focus»-Kolumne vor einer weiteren Art – und zwar vor den Rasenmäher- oder Curling-Eltern. Das sind solche, die ihre Kinder vor jeglichen negativen Erfahrungen schützen wollen.

Sie mähen metaphorisch das hohe Gras, damit das Kind gemütlich übers Grün spazieren kann. Oder sie wischen eben jeglichen Widerstand weg, damit der Curling-Stein, ihr Sprössling, vorwärts gleiten kann.

Laut Nickel sind diese Formen aus den Helikopter-Eltern entstanden. Sie seien aber noch «aggressiver» als ihre Ursprungsvariante. Das Problem aus der Sicht der deutschen Autorin: Die Jungen seien aufgrund dieser Erziehung verweichlicht, weil sie sich Widerstände nicht mehr gewohnt sind.

Expertin sieht Begriffe wie «Rasenmäher-Eltern» kritisch

Was ist an den Aussagen von Nickel dran? Die Erziehungswissenschaftlerin Kira Ammann von der Universität Bern ordnet gegenüber Nau.ch ein.

Sie betont zunächst, dass man bei Begriffen wie Rasenmäher- oder Curling-Eltern vorsichtig sein sollte. Diese seien keine Fachbegriffe. Stattdessen seien es «oftmals undifferenzierte und unreflektierte Zuschreibungen, um ein (Alltags)-Phänomen sichtbar werden zu lassen».

Hast du Kinder?

«Es ist ganz normal, dass Eltern ihre Kinder vor Enttäuschungen bewahren möchten», so Ammann weiter. Entscheidend sei jedoch, wie stark, wie oft und in welchen Momenten eingegriffen werde.

Das Phänomen an sich sei zwar nicht ganz neu. Ammann sagt aber auch: «Grundsätzlich scheint es diese Tendenz zunehmend zu geben.»

Eltern sollen sich auch mal zurückhalten

Es könne tatsächlich ein Problem sein, wenn Eltern zu sehr Rasenmäher oder Curlingspieler sind. Denn: «Wenn Kindern alle Herausforderungen und Probleme ‹aus dem Weg geräumt› oder ‹weggemäht› werden, entgehen ihnen wichtige Lernerfahrungen.»

Die Kinder können so keine eigenen Strategien entwickeln, um Probleme zu lösen oder unangenehme Gefühle auszuhalten. Ammann führt aus: «Stattdessen vermittelt das Eingreifen der Eltern den Kindern die Botschaft, dass Scheitern und negative Erfahrungen vermieden werden müssen.» Letztlich kann dies sogar Auswirkungen bis ins Erwachsenenalter haben.

Kinder
Laut einer Erziehungswissenschaftlerin muss man Kinder auch mal machen lassen. - pixabay

Den Eltern empfiehlt Ammann, sich auch mal bewusst zurückzuhalten. Das heisst nicht, dass man Kinder komplett alleine lassen muss. Man soll sie «liebevoll unterstützen, ihnen Sicherheit bieten und – falls nötig – ihnen helfen, mit Herausforderungen umzugehen».

Das ist laut der Expertin die optimale Lösung: «So entwickeln Kinder Selbständigkeit und Selbstvertrauen, während sie gleichzeitig wissen, dass sie auf die Unterstützung ihrer Eltern zählen können.»

Kommentare

User #6383 (nicht angemeldet)

Man sollten den Kindern viel mehr zuhören und wie ihr Wesen ist, darauf eingehen und sie sich so entwickeln lassen, wie sie eben fühlen. Nicht jeder Mensch hat das gleiche Gemüt.

User #1627 (nicht angemeldet)

Man kann sowas nicht immer alles so genau kalkulieren.schon gar nicht dank all der gewalt und kidsverbrechern etc.ueberall...

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