Schwimmende Müllschlucker führen laut Studie nicht zu sauberen Meeren
Plastik-Müll in den Meeren ist eine zunehmende Gefahr. Sind schwimmende Auffangvorrichtungen eine Lösung? Forscher haben die Barrieren untersucht.
Das Wichtigste in Kürze
- Müll-Schlucker können das Plastik-Problem in den Meeren nicht lösen.
- Zu diesem Schluss kommt eine Studie deutscher Forscher.
- Die Barrieren könnten in 130 Jahren nur fünf Prozent des Meeres-Mülls beseitigen.
Schwimmende Barrieren, die Plastik sammeln, können nach einer wissenschaftlichen Studie nur einen kleinen Beitrag zur Reinigung der Meere leisten. «Technologien, wie vom Projekt Ocean Cleanup vorgeschlagen, werden uns nicht dabei helfen, das Plastikproblem zu lösen.» Das sagte Agostino Merico vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung in Bremen.
«Wir müssen dringend überdenken, wie wir Plastik produzieren, konsumieren und entsorgen und wie wir nachhaltige Alternativen vorantreiben können», so der Mitautor der Studie, die jüngst in der Zeitschrift «Science of the Total Environment» veröffentlicht wurde.
Tödlicher Plastikmüll
Plastik im Meer bedroht das Ökosystem. Meeresbewohner fressen oder verschlucken Kunststoffteile mit oft tödlichen Folgen.
Bei der Zersetzung des Plastiks können giftige und hormonell wirksame Stoffe in die Meeresumwelt gelangen und schliesslich auch von Menschen aufgenommen werden.
Mehrere private Initiativen setzen sich dafür ein, Müll aus den Meeren zu holen. Die niederländische gemeinnützige Organisation «The Ocean Cleanup» sammelt mit einer Abfangvorrichtung Plastikmüll im Pazifik. Der Studie zufolge sind solche Initiativen bewundernswert und nützlich, lösen das grosse Problem aber nicht.
399'000 Tonnen an der Wasseroberfläche
Die Wissenschaftler schätzen, dass derzeit 399'000 Tonnen Plastik an der Wasseroberfläche der Ozeane schwimmen. Die gesamte Menge an Kunststoffmüll im Meer – also auch in tieferen Schichten – beläuft sich nach Angaben von Umweltorganisationen auf viele Millionen Tonnen.
Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass die Plastikmenge an der Meeresoberfläche bis zum Jahr 2052 auf mehr als das Doppelte der heutigen Menge ansteigt.
Mit mathematischen Modellen untersuchten die Forscher die Auswirkungen von 200 schwimmenden Barrieren, die Plastik sammeln, um es später an Land zu recyceln oder zu verbrennen.
In 130 Jahren fünf Prozent von Müll-Schluckern beseitigt
Nach dem Szenario könnten die Vorrichtungen über einen Zeitraum von 130 Jahren etwas mehr als fünf Prozent der geschätzten globalen Gesamtmenge aus den Meeren holen. «Angesichts der riesigen Mengen an Plastikmüll, die fortwährend die Ozeane verschmutzen, ist das ein eher geringer Beitrag», so der Mitautor der Studie, Sönke Hohn vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung in Bremen.
Die Wissenschaftler befürchten zudem, dass Technologien wie schwimmende Müllschlucker eine Rechtfertigung für eine weitere Verschmutzung der Umwelt liefern könnten.
Sie verweisen darauf, dass der im Meer gesammelte Müll schwer zu recyceln ist, weil er vielfältig und oft mit Mikroorganismen bewachsen sei. Der Aufwand für eine Sortierung ist demnach sehr hoch.