Studie: Kontaktverfolgung ist die kritische Grösse
Laut einer Studie droht bei einer Corona-Welle ein «superexponentieller» Infektionsanstieg, sobald Contact-Tracing-Kapazitäten nur knapp überschritten werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Forscher haben in Österreich Modellsimulationen von Corona-Wellen durchgeführt.
- Die Kapazitäten beim Contact-Tracing sind demnach für das Ausmass einer Welle kritisch.
Ob eine Covid-19-Welle lediglich drei oder gleich 50 Prozent der Bevölkerung erfasst, kann einer neuen Analyse zufolge von kleinen Unterschieden abhängen. Als besonders kritisch identifizierten Forscher in Modellsimulationen die Kapazitäten beim Contact-Tracing und Testen. Werden diese nur knapp überschritten, droht ein «superexponentieller» Infektionsanstieg, der sich kaum einfangen lässt. Die Erkenntnisse stellte das Team um Björn Hof vom Institute of Science and Technology Austria (IST) im Fachmagazin «Nature Communications» vor.
Demnach zeigte sich, dass das Infektionsgeschehen an einen Umschlagpunkt gelangt, von dem ausgehend die Zahlen rasch fast gegen null gehen. Dies, wenn das Contact-Tracing nicht überlastet wird und Kontaktpersonen von Infizierten ausreichend getestet werden konnten. Unter diesen Annahmen erkrankten immer rund drei Prozent der Bevölkerung in den Simulationen.
Kam das Infektionsgeschehen in den Simulationen aber an einen Punkt, wo die Kontaktnachverfolgung auch nur leicht überfordert war, schnellten die Zahlen hinauf. Zur Überraschung der Forscher taten sie das immer in die Richtung, dass um die 50 Prozent der Menschen infiziert waren.
Das gemeinsame Überschreiten der beiden Kapazitäten - Testen und Contact-Tracing - brachte das Fass sozusagen zum Überlaufen. Dann setzte ein superexponentieller Anstieg der Infektionen ein, bei dem sich die Verdopplungsraten der Fallzahlen immer weiter beschleunigen.