«Superkäfer» sind grössere Bedrohung als der Klimawandel
Jedes Jahr sterben Millionen Menschen nach einer Infektion mit tödlichen Bakterien. Experten warnen vor einer zunehmenden Bedrohung durch «Superkäfer».
Das Wichtigste in Kürze
- 2019 starben weltweit 7,7 Millionen Menschen an bakteriellen Infektionen.
- Die sogenannten «Superkäfer» können Haut-, Blut- und Lungeninfektionen verursachen.
- Forschenden zufolge sind nur Herzkrankheiten tödlicher.
Der Welt steht nach dem Coronavirus die nächste Gesundheitskrise bevor: Antibiotikaresistente Bakterien breiten sich zunehmend aus. Im Jahr vor der Pandemie starben weltweit 7,7 Millionen Menschen nach Infektionen mit Bakterien.
Das zeigt eine neue Studie, die im Forschungsmagazin «The Lancet» veröffentlicht wurde. Für mehr als die Hälfte dieser Todesfälle waren nur fünf sogenannte «Superkäfer» verantwortlich: Staphylokokken, Kolibakterien, Pneumokokken, Klebsiella pneumoniae und Pseudomonas aeruginosa.
Nun fordern Experten, dass die gefährlichen Erreger besser erforscht werden. Denn: Dass sie weltweit so viele Todesfälle verursachen, wusste man bislang nicht. Es wurde angenommen, nur bestimmte Gruppen in spezifischen Gebieten der Welt seien betroffen.
Inzwischen glauben Experten sogar, «Superkäfer» könnten eine grössere Bedrohung darstellen als der Klimawandel.
Nur Herzkrankheiten tödlicher
Der Studie zufolge sterben am meisten Menschen im Afrika südlich der Sahara an bakteriellen Infektionen. Dort gab es 230 Todesfälle pro 100'000 Menschen. In Westeuropa, Nordamerika und Australasien waren es 52 Todesfälle pro 100'000 Menschen.
Brisant: Insgesamt sind 33 gefährliche Bakterien nach Herzkrankheiten die zweithäufigste Todesursache weltweit. Im Jahr 2019 machten sie 13,6 Prozent aller Todesfälle aus.
Mehr als drei Viertel der bakteriellen Todesfälle waren auf Infektionen der unteren Atemwege, der Blutbahn oder des Magens zurückzuführen.
Immer mehr Bakterien antibiotikaresistent
Das grosse Problem: Immer mehr dieser «Superkäfer» lassen sich nicht mit Medikamenten behandeln. In England zum Beispiel infizierten sich 2021 laut dem britischen Gesundheitsministerium täglich 150 Personen mit antibiotikaresistenten Bakterien.
Die britische Gesundheitsexpertin Susan Hopkins sagt gegenüber der «Daily Mail»: «Ein übermässiger Einsatz von Antibiotika führt dazu, dass sie bei lebensbedrohlichen Erkrankungen nicht mehr wirken.» Antibiotika sollte nur dann genommen werden, wenn es ärztlich verschrieben wird.
Auch in der Schweiz bleiben Antibiotikaresistenzen laut einem Bericht des Bundes von Anfang November ein Risiko. Von 2019 bis 2021 ging der Gebrauch von Antibiotika hierzulande allerdings um 19 Prozent zurück. Das dürfte unter anderem mit den Corona-Massnahmen zusammenhängen, die dazu führten, dass es allgemein weniger Infektionen gab.