Unsterbliche Qualle: Forschungs-Team entschlüsselt Erbgut
Die unsterbliche Qualle Turritopsis dohrnii fasziniert die Wissenschaft: Spanische Forschende konnten nun das genetische Rätsel der Unsterblichkeit lösen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Qualle Turritopsis dohrnii ist unsterblich.
- Ein spanisches Forschungs-Team konnte nun herausfinden, wie das möglich ist.
- Dank zweier genetischer Tricks kann die Qualle den Lebenszyklus unendlich oft wiederholen.
Unzählige Bücher, Filme und Serien beschäftigen sich mit Unsterblichkeit, allesamt Fiktionen. Dass Unsterblichkeit aber auch in der Realität möglich ist, beweist die Qualle Turritopsis dohrnii.
Quallen leben zunächst als Polypen auf dem Meeresgrund und gehen dann in das Quallenstadium über, entwickeln sich zu freischwimmenden Medusen. In dieser Form pflanzen sie sich fort und produzieren wiederum Polypen, für gewöhnlich sterben sie danach.
Nicht aber T. dohrnii: Zellen ihrer Aussenhaut – ihres Schirms – können sich wiederum in Polypen verwandeln. So kann die unscheinbare, nur einige Millimeter grosse Qualle den Lebenszyklus unendlich oft durchlaufen: Sie ist unsterblich.
Ewiges Leben dank genetischer Tricks
Diese zyklische Unsterblichkeit der Turritopsis dohrnii, die um die Balearen vorkommt, war lange ein Rätsel der Natur – bis jetzt. Wie das Magazin «Der Standard» berichtet, konnte ein spanisches Forschungs-Team von der Universität Oviedo die genetische Ursache der Unsterblichkeit entschlüsseln: Die unsterbliche Qualle besitzt überdurchschnittlich viele Reparatur-Gene, die Proteine kodieren, mit denen die Telomere vor Abnützung geschützt werden. Telomere sind die schützenden Enden der Chromosomen, die bei jeder Zellteilung schrumpfen – die Turritopsis dohrnii altert also nicht.
Wie die Forschenden im Fachblatt «Proceedings of the National Academy of Science» berichten, ist ein weiteres Merkmal der T. dohrnii auffällig: Die unsterbliche Qualle schaltet bei der Verwandlung zurück ins Polypen-Stadium bestimmmte DNS-Abschnitte ein. Damit werden die Zellen zu pluripotenten Zellen, damit sie sich später wieder zu Quallen entwickeln können.
Unsterbliche Qualle bringt wertvolle Erkenntnisse
Mit diesen beiden genetischen Tricks kann T. dohrnii zwischen den beiden Formen als Polypen und freischwimmende Medusen pendeln– und so unsterblich leben: Der Lebenszyklus endet nicht im Tod und kann anders als bei gewöhnlichen Quallen unendlich oft wiederholt werden.
Diese Ergebnisse aus der spanischen Studie könnten auch für den Menschen von Bedeutung sein. Wie Maria Pascual-Torner, federführende Autorin der Studie betont, wird durch die Studie «unser Verständnis des Alterungsprozesses weiterentwickelt.» Die Wissenschaftlerin hofft, dass die gewonnenen Erkenntnisse eines Tages auch die Medizin inspirieren könnte.