Von Ovomaltine zu Schizophrenie
Von Ovomaltine zur bahnbrechenden Schizophrenie-Behandlung: die unerwartete Geschichte von Clozapin.
In der Pharmaforschung haben viele Erfolge mit glücklichen Zufällen zu tun. Das gilt auch für Clozapin, ein Mittel zur Behandlung von Schizophrenie.
Entdeckt wurde es von drei Chemikern der Wander AG Ende der 1950er-Jahre. Dabei war das Unternehmen an sich für etwas ganz anderes bekannt, nämlich Ovomaltine.
Daneben hat Wander auch das erste isotonische Getränk, Isostar, ebenso wie das Schokoladengetränke-Pulver Caotina auf den Markt gebracht. 1960 wurde die Clozapin patentiert und ab 1962 fanden erste Versuche an Menschen mit dem neuen «Antidepressivum» statt.
Da sich der Wirkstoff in dieser Behandlung aber nicht als wirksam erwies, wurde er ab 1966 an Menschen mit chronischer Schizophrenie ausprobiert. Vor allem seine antipsychotische Wirkung fiel dabei auf.
Clozapins Aufstieg und Fall
1972 kam Clozapin dann unter dem Handelsnamen Leponex auf den Markt. Zu diesem Zeitpunkt war das Mittel bereits unter dem Dach von Sandoz angesiedelt, die Clozapin mit der Übernahme der Wander AG geerbt hatten.
Wie Ravi Anand, Chief Medical Officer von Newron im Gespräch mit AWP sagt, zählt Clozapin nach wie vor zu den wirksamsten Neuroleptika. «Was genau das Mittel so wirksam macht, weiss aber bis heute niemand.»
Wie so oft im Leben kam aber nach dem rasanten Aufstieg der tiefe Fall. Sandoz vermarktetet das Mittel noch bis 1975, bevor dann finnische Psychiater feststellten, dass die Verabreichung bei weniger als 1 Prozent der Patienten zu schweren, manchmal tödlichen Blutstörungen führte.
Daraufhin zog Sandoz das Medikament vom Markt zurück oder machte es von drakonischen Überwachungsauflagen abhängig. Die Folge: «Die Akzeptanz des bislang wirksamsten Medikaments in der Psychiatrie wurde auf ein sehr niedriges Niveau gesenkt und zudem auf Patienten beschränkt, die gegen andere Behandlungen resistent waren», erklärt Anand weiter.