Weshalb unsere Geräte andauernd kaputt gehen
Während unsere Eltern ein Leben lang die gleichen Geräte besassen, gehen sie heutzutage schneller kaputt. Dahinter steckt meist Preisdruck und Konkurrenzkampf.
Das Wichtigste in Kürze
- Elektronische Geräte werden heute kaum noch repariert, denn es ist zu teuer.
- Ihre Bauteile sind so massgeschneidert, dass manchmal die Zuverlässigkeit leidet.
- Hauptgrund dafür ist der Kostendruck und der rasante technische Wandel.
Brauchst Sie auch bald wieder ein neues Smart Phone? Dass Geräte ein geplantes Ablaufdatum haben, ist nicht neu, aber kommt immer häufiger vor. In der Ökonomie nennt sich das «geplante Obsoleszenz». Hersteller produzieren Gegenstände bewusst so, dass wir etwas bald wieder ersetzen müssen.
Angefangen hat das unter anderem mit Thomas Edison. Seine Glühbirne war so gut, dass sie kaum ersetzt werden musste. Die Glühbirnenhersteller verkauften nichts mehr. Sie sprachen sich deshalb ab, bildeten also ein Kartell, und machten die Produkte weniger langlebig. Statt 2500 Stunden hielten die Glühbirnen nur noch 1000 Stunden.
Nicht reparierbar
Ob Firmen bewusst ein Ablaufdatum einbauen, ist ungewiss. In wenigen Fällen sind Hersteller aufgeflogen. Frankreich ist das einzige Land in Europa, das ein Gesetz gegen geplante Obsoleszenz kennt. Das Schweizer Gesetz verlangt, dass Produkte zwei Jahre halten. Über die AGBs kann diese Zeitspanne aber verkürzt werden.
«Hinter der oft kurzen Lebensdauer der Produkte steckt selten böser Wille», sagt Peter Jacob, Experte bei der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa. Dort untersucht er Geräte akribisch auf Fehler. Das Problem sei heute, dass Handys oder Fernseher nicht mehr ohne Weiteres repariert werden könnten: «Geräte bestehen heute nicht mehr aus Standardteilen, sondern aus Komponenten mit speziell für diese entwickelter Elektronik».
Heute würden die meisten Elektronik-Chips nur für ein ganz bestimmtes Gerät und nur für sehr kurze Zeit produziert. Da die Hersteller alle zwei Jahre eine neue Generation produzierten, seien die Ersatzteile schon nach kurzer Zeit nicht mehr verfügbar. Und selbst wenn: eine Reparatur ist oft zu teurer.
Auch der rasante technische Fortschritt ist ein Problem: «Hardware wird für eine bestimmte Software konstruiert. Wenn dann aber plötzlich eine viel grössere Datenmenge viel schneller fliesst, stösst die alte Hardware schnell an ihre Grenzen», sagt Jacob.
Technik weniger zuverlässig
Dass Bauteile zudem heute bis ins Detail massgeschneidert werden, hat noch andere Nachteile. «Manche konstruktive Aspekte schränken die Zuverlässigkeit mancher Geräte ein», sagt Jacob. LED-Lampen seien ein Beispiel: Laut Herstellern hätten sie eine Lebensspanne von mindestens 20´000 Stunden. Doch ihre Elektronik muss in die kleinen Fassungen passen. Dies kann bei den sogenannten Kondensatoren zum Problem werden. Selbst bei normalen Schwankungen der Netzspannung können sie leicht kaputt gehen. Dann bleibt die Lampe dunkel, obwohl die LEDs noch in Ordnung wären. Und so kommt es laut Jacob, dass so manch eine LED-Lampe nicht länger als 1000 Stunden brennt.
Wieso tun die Hersteller das? «Bei Millionenstückzahlen zählt jeder Cent», sagt Jacob. Teure Ware sei meist nicht langlebiger als billigere. Natürlich gäbe es Lösungen. Man könnte so bauen, dass sich Komponenten austauschen liessen. Doch: «Der Gesetzgeber verschläft das», sagt Jacobi.
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«Nau forscht»
Im Rahmen dieser Serie erscheint jeden Sonntag ein exklusiver Beitrag des Wissenschaftsmagazins «higgs»
Dieser Beitrag wurde verfasst von Katrin Schregenberger